Z Gastroenterol 2014; 52 - P_5_49
DOI: 10.1055/s-0033-1361058

Thrombozytenzahl, Albumin und Bilirubin identifizieren Patienten mit chronischer Hepatitis C Zirrhose mit hohem Risiko für ein Therapieversagen und schwerwiegende Nebenwirkungen während einer Triple-Therapie mit Boceprevir oder Telaprevir

B Maasoumy 1, K Port 1, AA Markova 1, B Calle Serrano 1, L Sollik 1, J Kirschner 1, C Mix 1, MP Manns 1, H Wedemeyer 1, M Cornberg 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Hannover, Deutschland

Einleitung: In den Zulassungsstudien für die Hepatitis C Proteaseinhibitoren Boceprevir und Telaprevir in Kombination mit PEG-Interferon alfa und Ribavirin (sogenannte Triple-Therapie) wurde nur ein relativ kleiner Anteil von Patienten mit Leberzirrhose eingeschlossen. Patienten mit fortgeschrittener Zirrhose oder bestimmten Begleiterkrankungen waren gänzlich ausgeschlossen. Erste Daten aus Beobachtungsstudien legen nahe, dass die Sicherheit und Effektivität der Triple-Therapien in der realen Praxis insbesondere bei Patienten mit Leberzirrhose eingeschränkt ist. Die Auswahl geeigneter Patienten ist daher essentiell, um ein adäquates Nutzen/Risiko-Verhältnis sicherzustellen. Diese Studie hatte das Ziel zuverlässige Prädiktoren für ein schlechtes Therapieansprechen oder ein hohes Therapierisiko zu identifizieren.

Methodik: Zwischen Juni und November 2011 wurden 86 Patienten mit chronischer Hepatitis C (Genotyp 1) für eine Triple-Therapie als geeignet befunden und in der Folge behandelt. Retrospektiv wurden Baseline-Parameter bezüglich einer Assoziation zum Therapieansprechen (SVR12) und zum Auftreten schwerer Nebenwirkungen untersucht.

Ergebnisse: Nur 42 Patienten (49%) beendeten die Therapie, während die übrigen entweder wegen Unverträglichkeit (43%) oder mangelndem virologischen Ansprechen (57%) die Therapie vorzeitig beendeten. Insgesamt waren 42% der Patienten 12 Wochen nach Beendigung der Therapie HCV RNA negativ. Ein signifikanter Unterschied zwischen den beiden verwendeten Proteaseinhibitoren wurde nicht beobachtet. Die Patienten wurden im Durchschnitt für 31 Monate behandelt. In dieser Zeit traten 38 schwerwiegende Nebenwirkungen auf, am häufigsten schwere Anämien (37%) und schwere Infektionen (16%). Zwei Patienten starben an den Folgen einer schweren Infektion. Patienten mit einem FibroScan Wert > 30kPa (Relatives Risiko; RR 2,56; p < 0,05), einer Thrombozytenzahl < 110/nl (RR 3,49; p < 0,001), einem Serum-Albumin < 40 g/dl (RR 3,55; p < 0,001) und/oder einem Serum-Bilirubin > 20 µmol/l (RR 2,59; p < 0,05) vor Therapiebeginn hatten ein deutlich höheres Risiko für schwerwiegende Nebenwirkungen während der Therapie. Ein Serum-Albumin < 40 g/dl (RR 1,65; p < 0,01) und eine Thrombozytenzahl < 110/nl (RR 1,83; p < 0,01) waren auch mit einem späteren Therapieversagen assoziiert.

Zusammenfassung: Sowohl die Verträglichkeit als auch die Effektivität von Triple-Therapien mit Proteaseinhibitoren zur Behandlung einer chronischen Hepatitis C (Genotyp 1) ist eingeschränkt in dem Patientenkollektiv einer Universitätsambulanz. Dies betrifft insbesondere Patienten mit fortgeschrittener Lebererkrankung. Hier können Albumin < 40 g/dl, eine Thrombozytenzahl < 110/nl und ein Bilirubin > 20 µmol/l als Prädiktoren dienen, um Patienten mit schlechtem Risiko/Nutzen-Verhältnis zu identifizieren. Patienten mit mindestens zwei Risikofaktoren sollten nur dann behandelt werden, wenn zusätzliche positive Prädiktoren für ein Therapieansprechen vorliegen.