Einleitung:
Bakterielle Infektionen sind bei Patienten mit Leberzirrhose häufig und gehen mit einer erhöhten Mortalität einher. Klinisch relevante Infektionen sind die spontan bakterielle Peritonitis (SBP), Harnwegsinfekte und Pneumonien sowie die Bakteriämie/Sepsis. Laborchemische Marker wie das C-reaktive Protein (CRP) und Procalcitonin werden in unterschiedlichen Arbeiten bezüglich ihrer Validität bei Patienten mit Leberzirrhose und bakterieller Infektionen untersucht. Der IPF-Wert (IPF, immature platelet fraction) reflektiert den Anteil der Thrombopoeserate. Kürzlich wurde bei Patienten ohne Leberzirrhose berichtet, dass ein erhöhter IPF-Wert mit einer positiven Blutkultur und einer Neutrophilie assoziiert ist (1). Wir konnten kürzlich zudem zeigen, dass der IPF-Wert mit dem Schweregrad von Ösophagusvarizen und der Prognose bei Leberzirrhose assoziiert ist. Ziel dieser Studie war es daher, eine Assoziation zwischen bakterieller Infektion und IPF-Wert, CRP sowie Procalcitonin bei Zirrhosepatienten prospektiv zu untersuchen.
Patienten und Methodik:
Wir haben 87 hospitalisierte Patienten mit Leberzirrhose (Child A/B/C: 47/32/8) bezüglich bakterieller Infektionen untersucht. Bei jedem Patienten wurden sofern möglich eine Aszitespunktion (Definition der SBP: Granulozyten > 250/µl Punktat), eine Röntgen-Thorax-Untersuchung (Frage nach pneumonischen Infiltraten), eine Urindiagnostik (Definition Harnwegsinfekt: Erregerzahl > 105/ml) sowie eine mikrobiologische Blutkultur durchgeführt. Weiterhin wurden IPF-Wert, CRP und Procalcitonin bestimmt. Die IPF wurde mittels Durchflusszytometrie (Sysmex XE-2100) gemessen. Eine hämatologische Grunderkrankung war ein Ausschlusskriterium.
Ergebnis:
Bei 24 (28%) Patienten wurde eine klinisch relevante Infektion nachgewiesen. Der mittlere IPF-Wert lag in der Gruppe ohne Infektnachweis bei 5,5 ± 3,9%, der mittlere CRP- und Procalcitonin-Wert betrug 13 ± 16 mg/dl bzw. 0,18 ± 0,20 ng/ml. In der Gruppe mit nachgewiesener Infektion ergab sich kein signifikanter Unterschied in der Höhe des IPF-Wertes (5,8 ± 2,9%; p = 0,16). Hingegen zeigten sich eine signifikante CRP-Erhöhung (47 ± 51 mg/dl; p < 0,001) und auch ein signifikanter Anstieg der Procalcitonin-Konzentration (0,62 ± 1,30 ng/ml; p < 0,01).
Diskussion:
Bakterielle Infektionen sind bei hospitalisierten Patienten mit Leberzirrhose häufig. Wir haben zwei bekannte Entzündungsmarker – C-reaktives Protein und Procalcitonin – mit dem kürzlich beschriebenen IPF-Wert verglichen. Der IPF-Wert, der bei nicht-zirrhotischen Patienten eine Aussage zu bakteriellen Infektionen zu geben scheint, hatte diesbezüglich keine Aussagekraft bei zirrhotischen Patienten. C-reaktives Protein und Procalcitonin diskriminierten hingegen signifikant Patienten mit Leberzirrhose mit und und ohne Infektion.
Literatur:
[1] Di Mario A, Garzia M, Leone F et al. Journal of Infection 2009; 59: 201 – 206