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DOI: 10.1055/s-0033-1360156
Regeneration und Stammzellen in der Zahnmedizin – Irrweg oder nahe Zukunft?
Publication History
Publication Date:
29 November 2013 (online)
Stammzellen sind in aller Munde, wenn von der Zukunft der Medizin geredet wird. Die Zahnmedizin bleibt davon nicht unberührt. Verfolgt man die Entwicklung in der Zahnerhaltung und maßgeblich die Bestrebungen in der Endodontologie, so kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die stammzellbasierte Regeneration von pulpalen Geweben im klinischen Alltag anhand neuer Behandlungsprotokolle bereits zuverlässig möglich sei. Die Euphorie, dass Stammzellen nahezu ubiquitär vorhanden sind – wie z. B. in der apikalen Papille des reifenden Zahns – und diese von dort mit einfachen Mitteln in den Wurzelkanal zu locken seien mit dem Ziel, Pulpagewebe zu regenerieren und das Wurzelwachstum bei jugendlichen unreifen Zähne wieder in Gang zu setzen, scheint groß. Mit Recht? Und ist damit die mühsame Wurzelkanalbehandlung im herkömmlichen Sinn passé? Sicherlich gibt es heute bereits wohl überlegte Therapiekonzepte; aber bei genauerer Betrachtung lassen sich diese nicht als evidenzbasiert bezeichnen. Unser bisheriges Wissen gründet auf Falldarstellungen und Fallsammlungen mit bisher kurzen Beobachtungszeiten. Ohne Frage lassen diese klinischen Beobachtungen das Potenzial regenerativer Methoden erkennen. Die erhoffte Wirkung auf das Wurzelwachstum durch neu aus Stammzellen gebildete Odontoblasten bleibt jedoch öfter als erwartet aus oder ist in den publizierten Arbeiten nur mit gutem Willen nachvollziehbar. Unzweifelhaft ist aber auch, dass die derzeit gemachten klinischen Erfahrungen im Verbund mit dem Erkenntnisgewinn aus weiteren experimentellen Untersuchungen die Türe weit aufstoßen, wie z. B. für die endodontische Behandlung jugendlicher Zähne, und Anlass geben, den eingeschlagenen Weg konsequent weiter zu verfolgen. Die zukünftigen Therapiekonzepte müssen jedoch von entsprechenden Forschungsergebnissen – experimentell und klinisch – begleitet und untermauert werden, bevor diese in die Praxis getragen werden. Die Deutsche Gesellschaft für Endodontologie und zahnärztliche Traumatologie (DGET) hat anlässlich ihrer diesjährigen Jahrestagung in Marburg dem Umstand Rechnung getragen, indem sie zukünftig eine Plattform für den Austausch von Wissenschaftlern und Kollegen aus der Praxis anbieten wird.
Wenn ich bei Ihnen, sehr verehrte Leser, Ihr Interesse geweckt habe und Sie mehr zu zum Thema Stammzellen und Regeneration wissen möchte, so möchte ich Ihnen den Beitrag von Frau PD Dr. Kerstin Galler aus Regensburg ans Herz legen. Frau Galler ist eine ausgewiesene Expertin auf diesem Gebiet; folgerichtig wurde sie bei der Jahrestagung der DGET im Oktober für die beste internationale zahnmedizinische Publikation des Jahres 2012 eines deutschsprachigen Autors ausgezeichnet – für eine Arbeit, die sich mit einem wichtigen Aspekt der pulpalen Regeneration beschäftigt.
Unsere weiteren Themen in diesem Heft schauen gleichfalls über den einfachen zahnmedizinischen Tellerrand hinaus. Hierzu gehören der Beitrag von Frau PD Dr. Michelle Ommerborn zum Bruxismus im Hinblick auf Prävalenz und Risikofaktoren ebenso wie die Arbeit zur Differenzialdiagnose der Schwellungen im Bereich der Kopfspeicheldrüsen von den Kollegen Dr. Dr. Sproll und PD Dr. Dr. Naujoks. Selbstverständlich findet sich auch ein als „klassisch“ zu bezeichnendes Thema in dieser Ausgabe. Gemeint ist die Implantologie mit speziellem Fokus auf den älteren Patienten, aufgearbeitet von PD Dr. Kloss und Frau Prof. Dr. Grunert.
Verbleibt mir am Ende noch, Ihnen viel Freude beim Lesen von Zahnmedizin up2date zu wünschen