Orthopädie und Unfallchirurgie - Mitteilungen und Nachrichten 2013; 02(05): 545-548
DOI: 10.1055/s-0033-1358410
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RETTUNGSDATENBLÄTTER
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Schnelle Hilfe für eingeklemmte Fahrzeug-Insassen

U. Schmucker
,
T. Heyne
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Publication Date:
11 October 2013 (online)

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Modernes Fahrzeug: Bei der technisch-medizinischen Rettung ist neues Wissen gefragt.

Die Konstruktion moderner PKWs kann die technische Rettung eingeklemmter Insassen erschweren. Mit papiernen und digitalen Rettungsdatenblättern stehen innovative Lösungen bereit. Diese gilt es jetzt als routinemäßige Handlungsoption in den Köpfen der Retter, in der Praxis und in der Ausbildung zu verankern.

Verkehrsunfälle gehören in Deutschland und Europa zu den häufigsten Ursachen schwerer und tödlicher Verletzungen. Die ständige Verbesserung der aktiven und passiven Fahrzeugsicherheit ist für Fahrzeughersteller ein zentraler Bestandteil der Entwicklungsarbeit und konnte in den letzten Jahrzehnten stetig optimiert werden. Für die Rettungskräfte ergeben sich daraus wichtige Konsequenzen hinsichtlich Selbstschutz und der Zugangsmöglichkeiten zum Insassen.

Die von UN und WHO (Decade of Action for Road Safety 2011 – 2020), Europäischer Union (European Road Safety Action Programme 2011 – 2020) und Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (Verkehrssicherheitsprogramm 2011) verabschiedeten Programme messen der Schwerverletztenversorgung einen größeren Stellenwert bei als frühere Programme. Dies liegt im großen Potenzial zur weiteren Reduzierung der Zahl getöteter oder dauerhaft behinderter Patienten begründet, während in anderen Bereichen das Potenzial nahezu ausgeschöpft erscheint (zum Beispiel nahezu 100 Prozent Motorradhelmträger). In diesem Kontext nimmt die präklinische Versorgung eine zentrale Stellung ein. Viele der etablierten Strukturen und Prozesse vom Unfallort bis in den Schockraum haben ein möglichst kurzes Zeitfenster bis zur definitiven Versorgung zum Ziel. Allerdings wird der Phase von der Unfallentstehung bis zur Einleitung der ersten notärztlichen Maßnahmen oft nur wenig Beachtung geschenkt, obwohl hier ein erhebliches ungenutztes Potenzial zur Reduzierung der Rettungszeit besteht. Auch die EU-weit verfolgte verpflichtende Einführung von E-Call-Systemen (automatische Unfallmelder) zielt auf eine Verkürzung dieses Zeitraums.

„Bei vielen schweren Verkehrsunfällen ist eine technische Rettung eingeklemmter Insassen erforderlich. Dabei zählt jede Sekunde. Rettungsdatenblätter helfen dem Retter und seinem Patienten. Nutzen auch Sie solch einheitliche Fahrzeuginformationen, als Fahrer und als Notarzt!“

Prof. Günter Lob, AG Prävention von Verletzungen der DGU

Es besteht allgemein Konsens darüber, dass eine optimierte technische und medizinische Rettung nur durch ein kollegiales und abgestimmtes Herangehen von technischen und medizinischen Rettern erreicht werden kann. Dazu gehören einheitliche Ausbildungsgrundlagen, gleiches Vokabular, Verständnis für die Bedürfnisse der anderen Fachdienste sowie Informationen über das verunfallte Fahrzeug. Wesentliche Aspekte solch fachübergreifender Regelungen sind in der Richtlinie 0601 plus Merkblatt der Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes (siehe im Internet unter www.vfdb.de) dargestellt.