Zahnmedizin up2date 2015; 9(05): 393-420
DOI: 10.1055/s-0033-1358177
Endodontologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Aktuelle Entwicklungen der maschinellen Wurzelkanalaufbereitung

Matthias J. Roggendorf
,
Johannes Ebert
,
Roland Frankenberger
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Publication Date:
21 September 2015 (online)

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Einleitung

Die Instrumentierung von Wurzelkanälen war bis in die 1990er-Jahre ausschließlich mit Stahlinstrumenten möglich [1]. Dazu wurden lange Zeit Handinstrumente eingesetzt, jedoch ist ihre Anwendung mit einem großen Zeitaufwand verbunden [2]. Zudem führt der Einsatz klassischer Stahlinstrumente, etwa K-Feilen oder K-Reamer, zu einer messbaren Verlagerung des Kanalverlaufs bei der Instrumentierung gekrümmter Wurzelkanäle [3], [4]. Ein Ansatz war hier die Entwicklung spezieller Techniken, wie etwa der im Jahre 1985 von Roane et al. [5] vorgestellten Balanced-Force-Technik, die durch Stahlinstrumente mit nicht schneidender Spitze eine deutliche Reduktion der Kanalverlagerung bewirkte. Diese zugleich flexibleren Stahlinstrumente führten zu einer wesentlich besseren Einhaltung des ursprünglichen Wurzelkanalverlaufs [6].

Bereits früh war man an Alternativen interessiert, die dem Zahnarzt die manuelle Instrumentierung abnehmen sollten. Die Entwicklung maschineller Aufbereitungssysteme aus Stahl sollte die mühsame und zeitintensive manuelle Instrumentierung ersetzen, was jedoch aufgrund der Rigidität sowie dem reduzierten Rückstellverhalten von Instrumenten aus Chrom-Nickel-Stahl (CrNi) insbesondere in gekrümmten Wurzelkanälen nicht selten zu Instrumentenfrakturen führte. Trotz verschiedener Weiterentwicklungen der maschinellen Antriebssysteme mit teilweise sehr ausgeklügelten Bewegungsmustern stellte jedoch die Verkürzung der Arbeitslänge ein bleibendes Problem dar, das daraus resultierte, dass die durch die maschinellen Antriebssysteme generierte Auf- und Abbewegung der maschinellen Stahlinstrumente zu einer Verblockung des apikalen Wurzelkanalabschnitts mit Dentinspänen führte [7]. Insofern waren Handinstrumente, nicht zuletzt auch aufgrund der guten Taktilität, lange Zeit Standard in der Wurzelkanalaufbereitung.

Merke: Die ersten maschinellen Wurzelkanalinstrumente aus Stahl führten insbesondere bei der Aufbereitung gekrümmter Wurzelkanäle nicht selten zu Aufbereitungsfehlern, Verbolzungen, Verkürzung der Arbeitslänge sowie zu Instrumentfrakturen.

Das änderte sich mit der Einführung von Nickel-Titan (NiTi) als Werkstoff zur Herstellung von Wurzelkanalinstrumenten, mit denen erstmals auch die vollrotierende Instrumentierung gekrümmter Wurzelkanäle möglich wurde. Die mühsame und zeitintensive manuelle Aufbereitung wurde durch die Einführung von maschinellen Instrumentensystemen deutlich vereinfacht. In den zurückliegenden 20 Jahren kamen zahlreiche vollrotierende NiTi-Systeme verschiedener Hersteller auf den Markt, die insbesondere hinsichtlich der Kriterien Aufbereitungsqualität und Arbeitssicherheit weitere Verbesserungen zeigten. Gemeinsames Merkmal aller klassischer NiTi-Instrumentensysteme war jedoch, dass sie eine nicht unerhebliche Instrumentenzahl erforderten, um eine sichere Instrumentierung des Wurzelkanals zu ermöglichen. Dies verursachte nicht nur eine lange Instrumentierungsdauer, die durch die Instrumentenwechsel noch erhöht wurde, sondern war auch mit erheblichen Kosten verbunden.

Ein kurzer Überblick über die verschiedenen NiTi-Systeme soll die Unterschiede gegenüber den aktuellsten Entwicklungen von NiTi-Systemen aufzeigen, die insbesondere durch die Erhöhung der Schneideffizienz sowie durch Modifikationen von Feilensequenz und Feilenbewegung eine Reduktion der für die Wurzelkanalaufbereitung erforderlichen Instrumentenzahl ermöglichen.

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