Klin Monbl Augenheilkd 2013; 230 - D35
DOI: 10.1055/s-0033-1357796

Malignes Melanom der Aderhaut

F Drechsler 1, K Wildner 1, U Voigt 1, I Petersen 2, FC Robiller 3, M Peckruhn 4, R Augsten 1
  • 1Jena
  • 2Institut für Pathologie Jena
  • 3Klinik für Nuklearmedizin Jena
  • 4Klinik für Hautkrankheiten Jena

Hintergrund: Schätzungsweise 1 von 100.000 Erwachsenen pro Jahr im Alter zwischen 60 und 70 Jahren erkrankt an einem Aderhautmelanom in Europa. Es ist der häufigste primäre Tumor des Auges. Ungefähr die Hälfte aller Patienten entwickeln Metastasen, die sich meist zuerst in der Leber manifestieren und oft innerhalb weniger Monate zum Tode führen.

Methoden: Ein 46-jähriger Mann stellte sich mit Druckanstieg bei Neovaskularisationssyndrom mit Rubeosis iridis, Hyphäma und Amotio retinae rechts vor. Der stationäre Verlauf wurde über 3 Wochen mittels Visus-, Vorderabschnitt- und Funduskontrollen an der Spaltlampe, mit Foto und Ultraschall dokumentiert, sowie eine Bildgebung der Orbita. Die Enucleatio bulbi rechts erfolgte und es wurde pathologisch die Diagnose eines malignen Melanom der Aderhaut gestellt.

Ergebnis: Trotz maximaler Lokaltherapie und systemischer Therapie zur Drucksenkung mit Acetazolamid, Mannitol, Prostaglandin, Betablocker, Sympathomimetika und Carboanhydrasehemmer kam es nicht zur Normalisierung des Augendruckes im stationären Verlauf. Die Funduskontrollen ergaben eine Amotio non sonata und in der ersten Ultraschalluntersuchung sah man zusätzlich eine auffällige Raumforderung. Daraufhin wurde ein MRT der Orbita durchgeführt. Die Radiologen beurteilten eine Ablatio retinae und eine neoplasieverdächtige Formation unklarer Genese. Daraufhin haben wir uns zu einer Enucleatio Bulbi rechts entschieden. Die pathologische Untersuchung ergab eine autonome Neubildung des Bulbus welche auf Grund des morphologischen Bildes einem malignen Melanom der Aderhaut gleicht. Es wurden anschließend noch pathologische Mutationsanalysen durchgeführt, welche keine Mutation ergaben. Im Ganzkörper-Staging konnte kein Resttumor oder Metastase nachgewiesen werden.

Schlussfolgerung: Bei Erstdiagnose zeigte sich bereits ein schweres und kompliziertes klinisches Bild. Eine schnelle Entscheidung über das weitere Vorgehen ist wichtig, um eine mögliche Ausbreitung des Tumors zu verhindern. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit der verschiedenen klinischen Einrichtungen ist mit Voraussetzung für eine optimale Behandlung.