Gesundheitswesen 2013; 75(12): 812-818
DOI: 10.1055/s-0033-1355340
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Direkte Krankheitskosten von Diabetes mellitus in Deutschland: erste Abschätzung der Unterschiede zwischen Bildungsgruppen

Direct Costs of Diabetes Mellitus in Germany: First Estimation of the Differences Related to Educational Level
K. Korber
1   Institut für Gesundheitsökonomie und Management im Gesundheitswesen, Munich School of Management, Ludwig-Maximilians-Universität München und Münchner Zentrum für Gesundheitswissenschaften
2   Institut für Gesundheitsökonomie und Management im Gesundheitswesen, Helmholtz Zentrum München, Neuherberg
,
C. M. Teuner
1   Institut für Gesundheitsökonomie und Management im Gesundheitswesen, Munich School of Management, Ludwig-Maximilians-Universität München und Münchner Zentrum für Gesundheitswissenschaften
2   Institut für Gesundheitsökonomie und Management im Gesundheitswesen, Helmholtz Zentrum München, Neuherberg
,
T. Lampert
3   Robert Koch-Institut, Berlin
,
A. Mielck
2   Institut für Gesundheitsökonomie und Management im Gesundheitswesen, Helmholtz Zentrum München, Neuherberg
,
R. Leidl
1   Institut für Gesundheitsökonomie und Management im Gesundheitswesen, Munich School of Management, Ludwig-Maximilians-Universität München und Münchner Zentrum für Gesundheitswissenschaften
2   Institut für Gesundheitsökonomie und Management im Gesundheitswesen, Helmholtz Zentrum München, Neuherberg
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Publication Date:
16 October 2013 (online)

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Zusammenfassung

Ziel der Studie:

Es liegen zahlreiche Analysen zur gesundheitlichen Ungleichheit vor, bislang werden diese aber kaum mit Analysen zu Krankheitskosten verbunden. Mit der Berechnung von Krankheitskosten für einzelne Statusgruppen wäre es möglich, das ökonomische Potenzial von Präventionsmaßnahmen zu berechnen, die sich speziell an Personen aus der unteren Statusgruppe richten. Hier soll erstmalig das bildungsspezifische Präventionspotenzial am Beispiel Diabetes mellitus (DM) aus ökonomischer Sicht aufgezeigt werden.

Methodik:

Mithilfe einer systematischen Literaturrecherche wurden die durchschnittlichen direkten Krankheitskosten von Patienten mit DM ermittelt. Auf Basis der bundesweiten Studie ‚Gesundheit in Deutschland aktuell (GEDA)‘ des Robert Koch-Institutes wurde die Diabetesprävalenz pro Bildungsgruppe ermittelt. Aus diesen Kosten- und Prävalenzdaten wurden die Krankheitskosten pro Bildungsgruppe errechnet.

Ergebnisse:

Insgesamt ergeben sich direkte Krankheitskosten in Höhe von ca. 13,1 Mrd. € pro Jahr. Davon entfallen ca. 35% auf die untere Bildungsgruppe; ihr Anteil an den Krankheitskosten ist somit ca. 67% höher als ihr Anteil an der Bevölkerung. Wäre die Prävalenz von DM in der unteren Bildungsgruppe (14,8%) nur so hoch wie in der mittleren Bildungsgruppe (7,9%), könnten bei den direkten Krankheitskosten gut 2,2 Mrd. € (rund 16,5%) eingespart werden.

Schlussfolgerung:

Die Vorgehensweise ermöglicht eine erste Abschätzung des Einsparpoten­zials einer effektiven statusspezifischen Präven­tion. Angaben zu den direkten Krankheitskosten pro Patient waren allerdings nur im Durchschnitt für alle Personen mit DM und nicht aufgeschlüsselt nach Bildungsgruppen verfügbar. Da Bildung jedoch auch Kostendeterminanten wie Gesundheitsverhalten und Compliance beeinflussen kann, handelt es sich hierbei um eine eher konservative Schätzung.

Abstract

Objective:

There are many studies on health inequalities, but these are rarely combined with cost-of-illness analyses. If the cost-of-illness were to be calculated for the individual status groups, it would be possible to assess the economic potential of preventive measures aimed specifically at people from low status groups. The objective of this article is to demonstrate for the first time the preventive potential by taking the example of diabetes mellitus (DM) from an economic perspective.

Methods:

Based on a systematic literature review, the average direct costs per patient with DM were assessed. Then, the prevalence of DM among adults with different educational levels was estimated based on the nationwide survey ‘German Health Update’ (GEDA), conducted by the Robert Koch-Institute in Germany in 2009. Finally, the cost and prevalence data were used to calculate the direct costs for each educational level.

Results:

The direct costs of DM amount to about 13.1 billion € per year; about 35% of these costs can be attributed to patients with a low educational level. Thus, their share of the total costs is about 67% higher than their share of the total population. If the prevalence in the group with ‘low educational level’ (14.8%) could be reduced to the prevalence in the group with ‘middle educational level’ (7.9%), this would save about 2.2 billion (about 16.5%) € of direct costs.

Discussion:

The analysis provides a first estimate of the potential savings from an effective status specific prevention programme. However, the direct costs per patient used were only an average for all people with DM, as a breakdown by educational level was not available. Since education can also affect health behaviour and compliance, which are also determinants of cost, the analyses presented here are probably conservative.