Gesundheitswesen 2013; 75 - A283
DOI: 10.1055/s-0033-1354226

Balanced Scorecard als unterstützendes Instrument zur gesundheitsfördernden Schulentwicklung

S Liersch 1, M Sayed 1, I Windel 2, T Altgeld 2, C Krauth 1, U Walter 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
  • 2Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e.V. Hannover

Einleitung: Die Förderung der Gesundheit in der Schule hat sich in den vergangenen Jahrzehnten von der Gesundheitserziehung bis hin zu dem umfassenden Ansatz der gesundheitsfördernden Schulen entwickelt. Wesentlich dabei sind organisations- und strukturbezogene Strategien. Die Balanced Scorecard (BSC) ist umsetzungsorientiertes Managementinstrument zur Unterstützung von Veränderungsprozessen. Sie ermöglicht die Messung der gesundheitsförderlichen Aktivitäten der Schule und bezieht dabei zukünftige Aktivitäten in die Betrachtung ein. Alle Ziele sind verbindlich an konkrete Maßnahmen, verantwortliche Personen und Frühindikatoren geknüpft. Wesentlich ist, dass eindeutig messbare Ergebnisse über die Zielerreichung einer Organisation Auskunft geben. Da ein kontinuierlicher Abstimmungsprozess zwischen Zielen und Maßnahmen integriert wird, bildet die BSC eine Grundlage für organisationales Lernen. Die BMBF-geförderte Studie „Schulentwicklung durch Gesundheitsmanagement“ integrierte das strategische Instrument der BSC in die Intervention Gesund Leben Lernen (GLL). Methoden: Im Sinne einer partizipativen Qualitätsentwicklung erfolgte eine Anpassung der BSC an die Organisation Schule. Zur Integration des niedersächsischen Orientierungsrahmens für Schulqualität wurde für die eingesetzte BSC identische Begrifflichkeiten gewählt, sowie diese auf sechs Perspektiven erweitert. Beteiligte Schulleiter, Steuergruppensprecher sowie die in GLL tätigen Gesundheitsfachkräfte als Multiplikatoren wurden zur Umsetzung der BSC geschult. Für die Multiplikatoren wurden regelmäßige Wiederholungsschulungen umgesetzt. Die Intervention GLL bezieht alle Schulformen ein (z.B. Grundschulen, Förderschulen, BBS). Da die beteiligten Schulen in ihrer Struktur sehr unterschiedlich sind, wurden diese nach Organisationsgröße in drei Cluster unterteilt. Die Handhabbarkeit der BSC wurde mittels teilstandardisierten Fragebogen von beteiligten Schulen erhoben. An der Erhebung zur BSC haben insgesamt n = 38 (63,3%) der beteiligten n = 60 Schulen teilgenommen. Ergebnisse. Von den beteiligten Schulen sind n = 28 den kleinen Organisationseinheiten, n = 18 den mittleren und n = 14 den großen Organisationseinheiten zu zuordnen. Im Rahmen der Intervention haben 55,3% mit der BSC gearbeitet. Insgesamt wurde von allen Schulen die Arbeitsweise mit der BSC als „gut“ bewertet. Die Hypothese, dass die Handhabbarkeit der BSC von großen Organisationseinheiten aufgrund von Kenntnissen mit anderen Managementinstrumenten besser eingeschätzt wird, lies sich nicht bestätigen. Von den Schulen wurde positiv bewertet, dass die BSC durch die Darstellung des Erreichten sowie vorhandener Aktivitäten und der Fortschritte, Transparenz geschaffen wurde. Zudem wurde positiv bewertet, dass die Ziele intensiv diskutiert, Zielvorgaben gesetzt und Verbindlichkeiten geschaffen wurden. Negativ bewertet wurde von den Schulen, die komplizierte Handhabung der BSC. Zudem wurde der Aufwand zur Umsetzung der BSC als zu hoch eingeschätzt. Jedoch wurde auch genannt, dass zu viele Ziele gesetzt wurden, welches der grundlegenden Intention der BSC wiederspricht. Schlussfolgerung: Bei der BSC handelt es sich nicht um ein Bewertungsinstrument, sondern um eine Veränderungsinitiative, die neue Management-Prozesse in die Organisation Schule einführt. Durch die Integration des niedersächsischen Orientierungsrahmens für Schulqualität ist die BSC nicht mehr nur ein Instrument zur Einführung eines Gesundheitsmanagements an Schulen, sondern unterstützt zudem die Umsetzung des Orientierungsrahmens für Schulqualität. Durch die Evaluation der BSC im Rahmen der Intervention GLL kann aufgezeigt werden, welche Potentiale das Managementinstrument zur Umsetzung gesundheitsförderlichen Aktivitäten in der Schule bietet. Zudem wird jedoch deutlich, dass die Integration der BSC zunächst zu einem erhöhten Aufwand führt. Die aus der Studie gewonnenen Erkenntnisse bilden die Grundlage für die Weiterentwicklung schulischer Gesundheitsförderung.