Gesundheitswesen 2013; 75 - A239
DOI: 10.1055/s-0033-1354191

Patientenorientierte Gesundheitsförderung – Eckpunkte eines Qualifizierungskonzeptes für die ärztliche und pflegerische Fort- und Weiterbildung

C Dörge 1
  • 1Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (HTW Saar), Saarbrücken

Gesundheitsförderliche Maßnahmen werden im Angebotsspektrum von Gesundheitsdienstleistungen künftig einen breiteren Raum einnehmen (müssen) (u.a. WHO 2000, SVR 2010). Dies gilt in verstärktem Maße auch für gesundheitsfördernde Ansätze im häuslichen Setting. Nur: sind Hausärzte und Pflegekräfte als die beiden Hauptakteure in der ambulanten Gesundheitsversorgung für die professionelle Ausübung einer patientenorientierten Gesundheitsförderung auch tatsächlich bereits ausreichend qualifiziert? Sind sie in der Lage, den spezifischen Gesundheitsbedürfnissen der Patienten und ihrer Angehörigen angemessen nachkommen zu können? Eine Änderung der jeweiligen Ausbildungs- und Studienordnungen (siehe KrPflAPrV 2003, ÄApprO 2002) allein führt nicht unmittelbar zu einer den Erfordernissen salutogener Arbeit entsprechenden (Neu-)Ausrichtung beruflicher Praxis. Unter der Perspektive eines evtl. bestehenden Qualifikationsbedarfs ist auch dem Bereich der Fort- und Weiterbildung angemessene Aufmerksamkeit zu schenken. Die Ergebnisse und Erkenntnisse einer diesem Beitrag zugrundeliegenden qualitativ-empirischen Studie (Dörge 2013) zu der Frage, in welcher Art und Weise Gesundheitsförderung im beruflichen Selbstverständnis von Hausärzten und Pflegekräften verankert ist und aus binnenperspektivischer Sicht Eingang in das berufliche Alltagshandeln findet bzw. gefunden hat, verweisen bei den befragten Professionellen zwar auf ein generelles Bekenntnis zur Wahrnehmung einer patientenorientierten Gesundheitsförderung, zugleich aber auf konzeptionell kaum untermauerte, theoretisch wenig fundierte und eher unsystematisch geplante Handlungsstrategien. Auch wenn die Chancen und Risiken der Praxis einer patientenorientierten Gesundheitsförderung nicht allein durch das berufliche Selbstverständnis der Akteure selbst, sondern auch durch die kontextualen Rahmenbedingungen (mit-)bestimmt werden, stellt eine auf eine verstärkte salutogenetische Handlungspraxis ausgerichtete „Nach-“ bzw. „Weiterqualifizierung“ der in der ambulanten Krankenversorgung tätigen Anbieter von Gesundheitsdienstleistungen eine unabdingbare Notwendigkeit dar. Der aus den erhobenen Untersuchungsbefunden abgeleitete Qualifizierungsbedarf wurde in den Entwurf eines Assessment-Instrumentes zur Entwicklung eines salutogenetisch orientierten Kompetenzprofils überführt. Die quantitative Operationalisierung und empirische Testung des Instrumentes steht im nächsten Forschungsschritt an. Einsatzfelder des hier schon mal in seinen Grundzügen vorgestellten Assessment-Instrumentes sind die Diagnose des konkreten Qualifizierungsbedarfs jedes Einzelnen, die passgenaue Zusammenstellung der Teilnehmergruppe an einer Weiterbildungsmaßnahme incl. der bedarfsgerechten Auswahl vorgehaltener Qualifizierungsmodule, sowie die spätere Evaluation des Lehr-Lernerfolges. Methodisch-didaktische Empfehlungen zur Gestaltung eines spezifisch lernförderlichen Lernarrangements bilden einen weiteren zentralen Moment des vorgeschlagenen und im Rahmen dieses Kongresses in seinen Eckpunkten zur Diskussion gestellten Qualifizierungskonzeptes. Hierbei wird insbesondere auf eine interdisziplinäre, das Kooperationswissen und die Kooperationsbereitschaft der verschiedenen professionellen, an der Gesamtversorgung der Patienten beteiligten „Player“ aufgreifende und erweiternde Form der Weiterbildung Wert gelegt.