Gesundheitswesen 2013; 75 - A235
DOI: 10.1055/s-0033-1354187

Gesundheitsrisiken in Erwerbsbiografien im Gastgewerbe – der lange Weg zu nachhaltiger Beschäftigungsfähigkeit

K Guhlemann 1, O Katenkamp 1, A Georg 1
  • 1Sozialforschungsstelle Dortmund/TU Dortmund, Dortmund

Hintergrund: Der Demografische Wandel hat den Fachkräftemangel im Gastgewerbe radikal verschärft, da durch die zunehmende Nachwuchsproblematik die hohe Fluktuation nicht mehr durch überdurchschnittliche Ausbildungsaktivität aufgefangen werden kann. Bereits jetzt können 20 – 25% der Ausbildungsplätze nicht besetzt werden, ca. 40% werden vor dem Abschluss aufgelöst und die Zahl der ausgebildeten Fachkräfte reduziert sich in den ersten fünf Berufsjahren um rund die Hälfte. Es ist daher unabdingbar, die vorhandenen Fachkräfte länger als bisher in ihrem Beruf zu halten. Wege zur Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit können durch die Fokussierung der variierenden Erwerbsbiografien in der Branche identifiziert werden. Methodik: Die Ergebnisse einer Befragung von Auszubildenden im Gastgewerbe (n = 800), die in den Jahren 2009 und 2010 durchgeführt wurde, werden mit Ergebnissen von narrativen Interviews (n = 20) aus den Jahren 2012 und 2013 mit aktuell und ehemaligen Beschäftigten im Gastgewerbe kombiniert. Der für die Auszubildendenbefragung eingesetzte Bogen enthielt Skalen zu psychischer und physischer Gesundheit, Arbeitsbedingungen und Zukunftsplänen. Die Zusammenhänge zwischen diesen Aspekten werden mit den Erkenntnissen der erwerbsbiografischen Interviews untermalt. Ergebnisse/ Diskussion: Bereits in frühen Stadien der Erwerbsbiografie können verschiedene Gesundheitsprobleme und -risiken identifiziert werden, die mit den Belastungen und Ressourcen aus Arbeits- und Lebenswelt und den unterschiedlichen Bewältigungsstrategien verknüpft sind. Daher verlassen viele Beschäftigte ihren Beruf bereits während der Ausbildung oder in den ersten Berufsjahren. Als weitere wichtige Aspekte einer gesundheitsförderlichen Arbeitsumgebung lassen sich Führungsqualität und eine zufriedenstellende Work-Life-Balance benennen. Um die Beschäftigungsfähigkeit im Gastgewerbe zu erhöhen, ist es entscheidend, das Bewusstsein sowohl der Beschäftigten als auch der Führungskräfte für gesundheitsbezogene Aspekte zu erhöhen. Sektorale Ansätze sollten daher auf einer Stärkung der Gesundheitskompetenz und der Ressourcen aller beteiligten Akteure fokussieren und die Reduktion psychischer und sozialer Stressoren anstreben, bevor die Probleme zu kumulieren beginnen.Ergebnisse aus dem BMBF geförderten Projekt INDIGHO (Innovation und demografischer Wandel im Hotel- und Gaststättengewerbe)