Gesundheitswesen 2013; 75 - A232
DOI: 10.1055/s-0033-1354184

Alkoholkonsums bei jungen Erwachsenen – Diskussion zur Problembestimmung im Rahmen einer Gesundheitsberichterstattung

K Lohmann 1, F Wörfel 1, H Ab 2, B Gusy 2
  • 1Freie Universität Berlin, Berlin
  • 2Freie Universität Berlin (FB Erwiss. & Psych.), Berlin

Hintergrund: Alkoholkonsum ist vor allen Dingen bei jungen Erwachsenen ein häufig verbreitetes Risikoverhalten (Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, 2013). Sie trinken zu viel, zu häufig und zeigen problematische Konsummuster (z.B. Rauschtrinken). Im Rahmen dieses Beitrags wird diskutiert, wie die verschiedenen Aspekte des Alkoholkonsums bei jungen Erwachsenen für eine Priorisierung von Maßnahmen zur Prävention und Gesundheitsförderung zusammengeführt werden können. Grundlage dafür sind die Ergebnisse einer Online-Befragung von Studierenden. Methode: Im Januar 2012 wurde eine Online-Befragung bei Studierenden durchgeführt. Erhoben wurden neben verschiedenen Aspekten des Alkoholkonsums weitere Gesundheits-/Risikoverhaltensweisen, der subjektive Gesundheitszustand, demografische Merkmale sowie Aspekte der studienbezogenen Lebenssituation. An der Befragung beteiligten sich 2.724 Personen, die im Mittel 24,6 Jahre alt, mehrheitlich weiblich (68,1%) und überwiegend deutsche Staatsbürger (93,8%) waren. Der Alkoholkonsum wurde über die 30-Tage Prävalenz und über die durchschnittliche Alkoholmenge die täglich konsumiert wurde erfasst. Auf der Basis der Alkoholmenge wurden die Personen Risikoklassen zugeordnet. Zusätzlich wurde Rauschtrinken (Gelegenheiten, bei denen Frauen mehr als vier und Männer mehr als fünf Gläser Alkohol konsumiert haben) sowie die Absicht zur bzw. die Umsetzung einer Verhaltensänderung erhoben. Ergebnisse: Für die letzten 30 Tage gaben 78,4% der Befragten an Alkohol getrunken zu haben, bei 12,9% lag die letzte Trinkepisode mehr als einen Monat zurück, 5% waren im letzten Jahr und 3,8% lebenslang abstinent. Männer und Frauen unterschieden sich nur geringfügig. Die tägliche konsumierte Alkoholmenge lag bei den meisten Befragten, die in den letzten 30 Tagen Alkohol getrunken hatten, im risikoarmen Bereich (88,6%). Bei 8,2% der Befragten war die Alkoholmenge als riskant und bei 2,6% als gefährlich einzustufen. Frauen konnten etwas häufiger günstigeren Risikoklassen zugeordnet werden. Mit 43,2% war der Anteil an Frauen ohne Rauschtrinkepisode in den letzten 30 Tagen deutlich größer als der Anteil der Männer ohne Rauschtrinkepisode (30,7%). Von den Frauen berichteten 40,8% und von den Männern 42,9% über ein bis drei Rauschtrinkepisoden im letzten Monat. Über vier und mehr Episoden berichteten 26,4% der Männer aber nur 16,1% der Frauen. Gut die Hälfte der Befragten (51,1%) gab an, keine Absicht zu haben den Alkoholkonsum zu reduzieren. Eine Absichtsbildung hatte bei 16,2% stattgefunden, 4% hatten sich bereits für eine Verhaltensänderung entschieden. Nur 0,9% haben ihren Konsum bereits reduziert, sind daran aber noch nicht gewöhnt, 27,9% haben die Verhaltensänderung bereits habituiert. Diskussion: Für die Prävention lassen sich aus diesen Ergebnissen unterschiedliche Ziele und -maßnahmen ableiten. Die Zielgruppen sind dabei nicht zwingend deckungsgleich. So sind Personen mit riskantem Alkoholkonsum nicht unbedingt die, welche die größte Bereitschaft zur Verhaltensänderung berichten. Wenn der Bestandsaufnahme eine Problembestimmung und dieser wiederum Interventionen folgen sollen, muss eine konsensuale Problem- und Zielbestimmung erfolgen.