Gesundheitswesen 2013; 75 - A231
DOI: 10.1055/s-0033-1354183

Gender in der medizinischen Ausbildung: Voraussetzungen für eine nachhaltige Integration am Beispiel der Medizinischen Soziologie

B Babitsch 1
  • 1Universität Osnabrück

Unbestritten dürfte inzwischen sein, dass die Gender-Perspektive in der Ausbildung (nicht nur) von Mediziner und Medizinerinnen eine wichtige Voraussetzung für eine gute medizinsche Versorgung darstellt. Dies wird nicht nur durch die evidenten Unterschiede in der Gesundheit (rsp. Krankheit) von Frauen und Männern, sondern auch durch unterschiedliche Erwartungen an und Zugänge in das medizinische Versorgungssystem unterstützt. Zahlreiche Studien belegen dies und zeigen zugleich auch geschlechterbedingte Unterschiede in der Behandlung auf. Für das Studium der Human- und Zahnmedizin bietet es sich in besonderem Maße an, eine Sensibilisierung für die Geschlechter-Perspektive bereits bei den Studierenden zu erzielen, die im Laufe des Studiums fachlich mit einer entsprechenden Kompetenzentwicklung ausgebaut wird und eine Vermittlung von entsprechendem Wissen, Fähigkeiten und Haltungen umschließt. International und national gibt es inzwischen eine Vielzahl von Beispielen, wie Gender-Inhalte in das Medizinstudium integriert werden können, die von einzelnen spezifischen Veranstaltungsangeboten bis hin zu geschlechtsspezifischen Lernzielkatalogen reichen. Eine einheitliche und langfristige Etablierung konnte an den Medizinischen Hochschulen in Deutschland jedoch noch nicht erreicht werden. Neben der Etablierung von entsprechenden und verbindlichen Lernzielen in den Curricula einzelner Universitäten sind langfristig übergeordnete Strategien erforderlich, die einen entsprechenden Rahmen setzen. Dies könnte in der Medizin durch übergeordnete Strukturvorgaben des Studiums selbst bzw. in der Akkreditierung erfolgen. Im Vortrag werden die Grundlinien zur Etablierung der Gender-Perspektive im Studium der Humanmedizin aufgezeigt. Darauf aufbauend – mit Blick auf nationale und internationale Erfahrungen und Aktivitäten – wird die Frage einer nachhaltigen und systematischen Integration in der Medizinischen Soziologie im engeren und im Medizinstudium im weiteren Sinne beleuchtet und Voraussetzungen für nächste Schritte abgeleitet. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf die Akkreditierung von Studienprogrammen gelegt.