Gesundheitswesen 2013; 75 - A216
DOI: 10.1055/s-0033-1354170

Intersektoriale Koordination in der ambulanten Onkologie in Deutschland

C Riese 1, U Borges 1, W Baumann 1
  • 1Wissenschaftliches Institut der Niedergelassenen Hämatologen und Onkologen – WINHO, Köln

Hintergrund: Kontinuität in der Versorgung von Patienten eine Grundvoraussetzung der modernen Medizin. Eine effektive Koordination der unterschiedlichen Spezialisten in der Versorgung von Krebspatienten wird aufgrund der Komplexität der Krankheit und der Spezialisierung der Ärzte zunehmend wichtiger. Daher ist es notwendig, den Informationsfluss zwischen den Arztgruppen sicherzustellen. Probleme in der Koordination werden von den Patienten schnell wahrgenommen und können daher als eine Messgröße für patientenbezogene Versorgungsqualität herangezogen werden. Methodik: Fokus der Patientenbefragung 2012 in onkologischen Schwerpunktpraxen bildete der NCQ-questionnaire von Uijen et al. (2011) „coordination of care“ und wurde u.a. zusammen mit der Arzt-Patienten Kommunikation, der krankheitsbezogenen Belastung, Fragestellungen zur Langzeitversorgung und sozio-demografischen Daten der Patienten in den Fragebogen aufgenommen. Alle Hämatologen und Onkologen aus dem WINHO-Netzwerk (über 400) wurden eingeladen, sich an der Befragung zu beteiligen. Die Befragung wurde in-house durchgeführt und mit SPSS analysiert. Ergebnisse: 37 Schwerpunktpraxen mit 78 Hämatologen und Onkologen beteiligten sich an der Befragung. 3393 Patientendatensätze wurden in die Auswertung überführt. Die Patienten sind zu 56% weiblich und 44% männlich. Das Patientenalter beträgt im Mittel 64 Jahre. Die Patienten in den onkologischen Schwerpunktpraxen werden im durchschnitt 3 Jahre und 2 Monate behandelt. 80% der Patienten mit einem soliden Tumor, die aus einem zertifizierten Krankenhaus an einen niedergelassenen Hämatologen oder Onkologen überwiesen wurden (n = 933), stimmen voll und ganz bzw. stimmen eher zu, dass die behandelnden Ärzte sehr gut Informationen austauschen. 69% (n = 920) dokumentieren genau so, dass ihre behandelnden Ärtze immer sehr gut wissen, was der andere tut. 67% berichten, dass ihr Fall schon einmal in einer Tumorkonferenz vorgestellt wurde, 22% geben an, im Rahmen ihrer Erkrankung an einer klinischen Studie teilgenommen und 40% eine Maßnahme zur Rehablitation absolviert zu haben. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse geben Hinweise auf die Qualität der Kontinuität und der Koordination der Versorgung von Krebspatienten. Die analysierten Daten zeigen einige Unterschiede zwischen den Patientengruppen, die in einem zertifizierten Zentrum behandelt wurden und denen die in einem nicht-zertifizierten Zentrum behandelt wurden. Diese Differenzen gilt es genauer zu betrachten.