Gesundheitswesen 2013; 75 - A145
DOI: 10.1055/s-0033-1354114

Die Erschließung ergänzender Gesundheits- und Sozialdaten in der Nationalen Kohorte: Das „Kompetenznetz Sekundär- und Registerdaten“

C Stallmann 1, J Powietzka 1, S March 1, E Swart 1
  • 1Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Magdeburg

Einleitung/Hintergrund: Im Rahmen des Prätests zur prospektiven Kohortenstudie „Nationale Kohorte“ fand bis April 2013 die Erschließung von Sekundär- und Registerdaten sowie die Prüfung ihrer Nutzungsmöglichkeiten statt. Hierzu wurde mit drei Studienzentren kooperiert. Technische, logistische und rechtliche Voraussetzungen der Zuspielung und individuellen Verknüpfung von Sekundär- und Registerdaten mit den primären Erhebungsdaten wurden geprüft und Lösungsansätze für die Hauptstudie entwickelt. Daten/Methodik: In Kooperation mit zahlreichen Dateneignern (u.a. Krankenversicherungen, Krebsregister etc.) wurden datenkörperspezifische Nutzungskonzepte unter Beachtung geltender datenschutzrechtlicher Bestimmungen erstellt. Zudem wurden organisatorische und rechtlich zulässige Abläufe in den Zentren zur Einholung eines informed consent festgelegt. Die Analyse der Probendencharakteristika und der Zustimmungsbereitschaft zur Zuspielung von Sekundär- und Registerdaten erfolgte nach Abschluss des Prätests anhand pseudonymisierter Datensätze. Ergebnisse: Insbesondere die Ausgestaltung dateneignerspezifischer Teilnehmerinformationen und Einverständniserklärungen stellte eine Herausforderung im Prätest dar. Zudem wurden zwei Anträge nach §75 SGB X bei der jeweiligen Aufsichtsbehörde gestellt. Von insgesamt 579 Studienteilnehmern in den drei Studienzentren wurden 429 Probanden nach ihrem Krankenversicherungsstatus befragt. 91,5% gaben an gesetzlich, 8,5% privat krankenversichert zu sein. Von den Probanden wechselten insgesamt 4,2% ihre Krankenversicherung innerhalb der letzten zwölf Monate vor der Befragung. 427 Probanden wurden um ihre Einwilligung zur Zuspielung ergänzender Sekundär- und Registerdaten gebeten. Es wurden Einwilligungsquoten von 92,9 bis 100% erreicht. Der Zeitpunkt der Information der Teilnehmer beeinflusste dabei in besonderem Maße die Bereitschaft individuelle Gesundheits- und Registerdaten für die wissenschaftliche Forschung freizugeben. Diskussion/Schlussfolgerung: Mit der Vielzahl der in der Nationalen Kohorte gleichzeitig zu erschließenden Sekundär- und Registerdaten wird wissenschaftliches Neuland betreten. Die kooperative Zusammenarbeit mit den verschiedenen Dateneignern erleichtert dabei den Prozess von der Erfassung des Einverständnisses bis zur Zuspielung der Sekundär- und Registerdaten erheblich. Die Analyse des Versichertenstatus ermöglicht bereits eine erste Schätzung über die in der Hauptstudie zu erwartende Verteilung gesetzlicher und privater Krankenversicherungen. Die Ergebnisse des Prätests bilden die Grundlage für das Konzept des „Kompetenznetz Sekundär- und Registerdaten“ der Nationalen Kohorte, das noch während der Pilotstudie der Nationalen Kohorte umgesetzt werden soll. Dem Kompetenznetz obliegt die Aufgabe in der Hauptstudie, ab 2014, ergänzende Sekundär- und Registerdaten zu den Primärdaten der Probanden zuzuspielen. Das Kompetenznetz wird dabei aus drei Institutionen, sog. „Knoten“, gebildet, die ihre Arbeiten dateneignerspezifisch verrichten: (i) das Institut für Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (ISMG), (ii) das Deutsche Krebsforschungszentrum Heidelberg (DKFZ) und (iii) das Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS) Bremen. Das Netzwerk soll von drei aktiven Expertenpanels zu den Themenkreisen Krebsregister, gesetzliche und private Krankenversicherungen sowie weiteren Sozialversicherungsträger unterstützt werden. Für datenkörperübergreifende Fragen, etwa des Datenschutzes oder der Modifikation maßgeblicher gesetzlicher Grundlagen, soll ein „Beirat Sekundär- und Registerdaten“ etabliert werden. Das „Kompetenznetz Sekundär- und Registerdaten“ bietet die bestmögliche Gewähr, einzelne Datenkörper zeitnah für die Nationale Kohorte verfügbar zu machen und die im wissenschaftlichen Kontext angelegten Synergieeffekte unterschiedlicher Akteure zu nutzen.