Gesundheitswesen 2013; 75 - A144
DOI: 10.1055/s-0033-1354113

Effektivität und Kosteneffektivität von Versorgungsmanagement-Programmen für die Indikationen Alzheimer-Demenz und Multiple Sklerose – Ergebnisse einer empirischen Befragung der gesetzlichen Krankenversicherungen

S Ivancevic 1, L Weegen 1, L Korff 1, A Walendzik 1, J Wasem 1, S Mostardt 1
  • 1Lehrstuhl für Medizinmanagement Universität Duisburg-Essen, Essen

Hintergrund: Vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung und der damit einhergehenden steigenden Prävalenz altersassoziierter Krankheitsbilder spielt die Versorgung von Alzheimer-Demenz Erkrankten eine große Rolle im deutschen Gesundheitswesen. Gegenwärtig leben in Deutschland rund 1,5 Mio. Demenzkranke und es kommen jährlich bis zu 300.000 Neuerkrankungen dazu. Zwei Drittel der Erkrankten leiden an der Form der Alzheimer-Demenz [1]. Ebenfalls von erheblicher Bedeutung ist der Versorgungsprozess bei Multiple Sklerose, der durch einen umfassenden interdisziplinären und sektorübergreifenden Behandlungsbedarf geprägt ist. Die jährliche Neuerkrankungsrate liegt hier bei circa 3,5 bis 5 pro 100.000 Einwohner [2]. Insgesamt leben derzeit ca. 120.000 – 180.000 MS-Erkrankte in Deutschland [3]. Beide Indikationen zeichnen sich durch einen hohen Versorgungs- und Betreuungsaufwand aus und sind aufgrund des damit einhergehenden erheblichen Ressourcenverbrauchs von großer volkswirtschaftlicher Bedeutung. Zur Vernetzung der bislang eher separat agierenden Versorgungssektoren werden Versorgungsmanagement-Programme etabliert um den Behandlungsprozess effektiver zu gestalten. Es stellt sich die Frage nach der Effektivität und Kosten-Effektivität solcher Versorgungsmanagement-Programme bei den Indikationen Alzheimer-Demenz und Multiple Sklerose. Methodik: Im Rahmen einer empirischen qualitativen Erhebung wurden im November 2012 gesetzliche Krankenversicherungen hinsichtlich ihrer Versorgungsmanagement-Programme zu den Indikationen Alzheimer-Demenz und Multiple Sklerose befragt. Diese Befragung wurde initiiert, da keine systematische Übersicht zu Versorgungsmanagement-Programmen bei diesen Indikationen existiert und eine Befragung der gesetzlichen Krankenkassen als geeignete Methode zur Identifikation aller Programme und deren Evaluationen gesehen wird. Gegenstand der Befragung waren das Vorhandensein und die inhaltliche Ausgestaltung der Versorgungsmanagement-Programme sowie Evaluationen zur Effektivität und/oder Kosten-Effektivität. Die Repräsentativerhebung erfolgte durch eine schriftlich-postalische Befragung ausgewählter gesetzlicher Krankenversicherungen. Es wurden aus einer Grundgesamtheit von 144 gesetzlichen Krankenversicherungen die 40 größten Krankenversicherungen, basierend auf deren Versichertenanzahlen, in die Untersuchung einbezogen, so dass eine Versichertenerfassung von über 90% zugrunde liegt. Die Auswertung erfolgt in anonymisierter Form. Ergebnisse (work in progress): Die empirische Befragung wurde im März 2013 abgeschlossen. Die Rücklaufquote der Befragung liegt bei 67%. Es wurden 12 Versorgungsmanagement-Programme angegeben. Davon beziehen sich 6 Programme auf die Versorgung von Multiple Sklerose und 6 Programme auf die Versorgung von Alzheimer-Demenz Patienten. Von den bestehenden Versorgungsmanagement-Programmen wurden 4 Versorgungsprogramme zu Multiple Sklerose und ein Versorgungsprogramm zu Alzheimer-Demenz hinsichtlich ihrer Effektivität und/oder Kosteneffektivität evaluiert. Derzeit erfolgt die Analyse und Bewertung dieser Evaluationen. Diskussion und Schlussfolgerungen: Durch die Analyse der bestehenden Evaluationen lassen sich Aussagen über den Einfluss von Versorgungsmanagement-Programmen auf die Effektivität und Kosteneffektivität der Versorgung treffen. Dies bildet die Grundlage zur Ableitung von Möglichkeiten und Bedingungen für eine effiziente Gestaltung von Versorgungsmanagement-Programmen für die Indikationen Alzheimer-Demenz und Multiple-Sklerose.