Gesundheitswesen 2013; 75 - A139
DOI: 10.1055/s-0033-1354108

Umwelt, Soziale Lage und Gesundheit bei Kindern in Frankfurt am Main: Ergebnisse nach Sozialer Schicht der Kinder.

M Schade 1, U Heudorf 1, C Hornberg 1
  • 1Universität Bielefeld, Bielefeld

Zielsetzung: Die Stadt Frankfurt möchte „Umweltgerechtigkeit“ in der Gesundheitsberichterstattung verstärkt thematisieren. Dazu wurden Daten zu Umweltbelastungen und -ressourcen im Wohnumfeld, zur sozialen Lage sowie dem Gesundheitszustand bei Kindern im Alter von 3 – 10 Jahren in vier Frankfurter Stadtteilen erhoben und verglichen, u.a. auch um soziale Ungleichheiten in Bezug auf umweltbezogene Belastungen und Ressourcen aufzeigen zu können. Methoden: Durch die Berechnung eines Umwelt- und Sozial-Index mithilfe der Nutzung von vorhandenen Aggregatdaten auf Stadtteilebene, wurden vier Stadtteile ausgewählt. Die Datenerfassung der Vollerhebung (Gesamt: 5341 Kinder) mit quantitativem Querschnittsstudiendesign erfolgte mittels standardisiertem Fragebogen. Berücksichtigt wurden Angaben der Eltern (oder Bezugspersonen) mit Kindern im Alter von 3 – 10 Jahren. Der Zugang erfolgte in Grundschulen und Kindergärten und ca. 2000 Eltern wurden postalisch angeschrieben. Die soziale Schicht wurde mit dem Winkler-Index ermittelt. Ergebnisse: 2172 Eltern füllten einen Fragebogen aus (Rücklauf 40,8%). Die Stichprobe entspricht bzgl. der Alters-, Geschlecht- und Stadtteilverteilung der Grundgesamtheit. Die Soziale Schichtverteilung in den Stadtteilen unterscheidet sich signifikant: Kinder aus den Stadtteilen Gallus und Höchst zeigen eine schlechteres Soziales Schichtniveau als Kinder aus Dornbusch und Bergen-Enkheim. Auswertungen mit Bezug auf die soziale Schichtzugehörigkeit aller Kinder zeigen signifikante Unterschiede beim subjektiven Gesundheitszustand, beim Gewichtsstatus, der Lebensqualität, den Wohn- und Lebensbedingungen, bei der empfundenen Sicherheit im Stadtteil, bei der Lärmbetroffenheit und -belästigung, bei der empfundenen Luftverschmutzung, bei der Versorgung mit Grün und bei der Zufriedenheit mit den Wohnbedingungen (p < 0,05). Kinder von Familien mit niedrigerem Sozialgradient sind häufiger betroffen und zeigen schlechtere Befunde als Kinder aus besseren sozialen Familienverhältnissen. Schlussfolgerung: Die Primärerhebung zur Thematik „Umwelt, Soziale Lage und Gesundheit bei Kindern in Frankfurt“ zeigt, dass Umweltgerechtigkeit auch in Frankfurt thematisiert werden sollte, da sozial benachteiligte Eltern mit ihren Kindern größeren Umweltbelastungen ausgesetzt, schlechteren Wohnbedingungen ausgesetzt sind und weniger Ressourcen zur Verfügung stehen. Die Daten können Grundlage sein für konkrete Handlungsempfehlungen, mit dem Ziel in Frankfurt mehr Umweltgerechtigkeit zu erreichen.