Gesundheitswesen 2013; 75 - A120
DOI: 10.1055/s-0033-1354096

Betriebliche Gesundheitsförderung in Deutschland: Verbreitung und Inanspuchnahme

D Beck 1, U Lenhardt 1, B Schmitt 1, S Sommer 1
  • 1Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Berlin

Vortrag für eine organisierte Veranstaltung der AG 'Betriebliche Gesundheitsförderung‘ (Sprecher T Elkeles, U Lenhardt). Im Beitrag wird die aktuelle Verbreitung und Inanspruchnahme von Maßnahmen zur Gesundheitsförderung in Betrieben in Deutschland berichtet, differenziert für Betriebsgrößenklassen und Wirtschaftszweige. Dargestellt wird zum einen, wie hoch die Anteile der Beschäftigten sind, die Maßnahmen zur Gesundheitsförderung in ihrem Betrieb angeboten bekommen und diese gegebenfalls in Anspruch nehmen. Zum anderen wird dargestellt, welcheMaßnahmen zur Gesundheitsförderung von den Betrieben angeboten werden. Die Darstellungen beruhen zum einen auf den Angaben von 17.669 Arbeitern, Angestellten, Beamten und mithelfenden Familienangehörigen aus der Erwerbstätigenbefragung 2012 des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). Zum anderen beruhen sie auf Ergebnissen einer 2011 erfolgten Befragung von 6.500 Arbeitgebern, die für die Zwecke der Dachevaluation der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA) durchgeführt wurde. 44% der befragten abhängig Beschäftigten bestätigten, dass in ihrem Betrieb in den letzten zwei Jahren Maßnahmen zur Gesundheitsförderung durchgeführt wurden. Davon nahmen 62% an durchgeführten Maßnahmen teil. Den Auswertungen der Arbeitgeberbefragung zufolge führen etwa 45% der Betriebe in Deutschland Analysemaßnahmen (Mitarbeiterbefragungen, Krankenstandsanalysen) und/oder Maßnahmen zur Individualprävention (Gesundheitschecks, Betriebssport, Suchtprävention) durch. 9% der Betriebe kombinieren diese Maßnahmen mit Gesundheitszirkeln, weitere 2% führen nur Gesundheitszirkel durch. 44% der befragten Arbeitgeber gaben an, gar keine dieser Maßnahmen durchzuführen. Sowohl das Angebot als auch die Inanspruchnahme von Maßnahmen der Gesundheitsförderung variieren erheblich in Abhängigkeit von der Größe und dem Wirtschaftszweig der Betriebe. Während Maßnahmen zur Gesundheitsförderung bereits in der Mehrheit der großen Betriebe – vor allem im öffentlichen Dienst und in der Industrie – umgesetzt werden, sind sie in Kleinst- und Kleinbetrieben nach wie vor selten. Verglichen mit den Ergebnissen früherer Befragungen ist der Anteil der Betriebe, die Maßnahmen zur Gesundheitsförderung durchführen, leicht gestiegen. Gleichwohl deuten die Ergebnisse auf einen weiterhin erheblichen Beratungs- und Unterstützungsbedarf insbesondere der kleinen Betriebe hin. Wertet man Gesundheitszirkel als einen Indikator für die Umsetzung einer verhältnispräventiv und partizipativ ausgerichteten betrieblichen Gesundheitsförderung, erscheint der nach wie vor geringe Anteil der Betriebe, die Gesundheitszirkel durchführen, ernüchternd. Die vorgelegten Ergebnisse legen nahe, dass die Praxis der betrieblichen Gesundheitsförderung in Deutschland vor allem durch Krankenstandsanalysen, Mitarbeiterbefragungen und individualpräventive Maßnahmen repräsentiert ist.