Gesundheitswesen 2013; 75 - A114
DOI: 10.1055/s-0033-1354091

Der behandelnde Onkologe im Erstgespräch und die Progredienzangst der Patienten

SE Groß 1, N Ernstmann 1, L Ansmann 1, TD Gloede 1, J Jung 1, H Pfaff 1, M Wirtz 2, W Baumann 3, A Nitzsche 1, M Neumann 4
  • 1IMVR – Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswisschenschaft der Universität zu Köln, Köln
  • 2Pädagogische Hochschule Freiburg, Freiburg
  • 3Wissenschaftliches Institut der Niedergelassenen Hämatologen und Onkologen, Köln
  • 4Universität Witten/Herdecke, Fakultät für Gesundheit, Department für Humanmedizin, Herdecke

Hintergrund: Die Anzahl an Krebspatienten hat während der letzten Jahrzehnte zugenommen und wird auf Grund der demographischen Entwicklung weiter zunehmen. Ein weit verbreitetes Phänomen bei Krebspatienten ist die Angst vor dem Fortschreiten bzw. dem Wiederauftreten der Krebserkrankung (Progredienzangst). Das Ziel dieser Studie ist es, die Progredienzangst von Patienten vor und nach dem Erstgespräch bei ihrem behandelnden niedergelassenen Onkologen zu untersuchen und zu analysieren, ob der Onkologe durch seinen Kommunikationsstil und die Vermittlung von krankheitsbezogenen Informationen die Progredienzangst von Patienten im Erstgespräch verringert oder erhöht. Methodik: Diese Studie ist Teil des WIN ON-Projektes (Working Conditions in Oncology). Das WIN ON-Projekt ist eine interdisziplinäre, prospektive Studie zu den Auswirkungen der Arbeitsbedingungen niedergelassener Hämatologen und Onkologen auf die Arzt-Patient Kommunikation sowie in Folge auf die Patientenversorgung. Um die Patientendaten zu erheben, wurden niedergelassene Onkologen gebeten, zwischen Juni 2012 und April 2013 Patienten mit Kolorektalkarzinom vor dem Erstgespräch in ihrer Praxis in die Studie einzuschließen. In den Patientenbefragungen werden Patienten über einen Zeitraum von sechs Monaten zu ihren Erwartungen und zu ihrer Wahrnehmung der Arzt-Patient Kommunikation sowie zu Gesundheits-Outcomes befragt. Von etwa N = 245 eingeschlossenen Patienten gaben N = 165 (67,4%) Patienten ihr Einverständnis, an der Studie teilzunehmen. Für die Berechnungen werden die Daten von Patienten vor dem Erstgespräch (T0) und direkt nach dem Erstgespräch (T1) bei ihrem niedergelassenen, behandelnden Onkologen analysiert. Ergebnisse: Die Phase der Datenerhebung ist noch nicht vollständig abgeschlossen. Die Analysen zum Zusammenhang zwischen Progredienzangst und dem Kommunikationsstil des Arztes sowie der Vermittlung krankheitsbezogener Informationen im Erstgespräch werden zurzeit durchgeführt und liegen zum Zeitpunkt des Kongresses vor. Schlussfolgerung: Die Studie soll aufzeigen, welche Kommunikationsstile und Informationen durch den Onkologen im Erstgespräch mit dem Patienten dessen Progredienzangst beeinflussen können. Die Ergebnisse können dazu dienen, Kommunikationsstrategien zum Umgang mit Patienten zu entwickeln, die unter der Angst vor dem Fortschreiten oder Wiederkehren der Krebserkrankung leiden.