Gesundheitswesen 2013; 75 - A110
DOI: 10.1055/s-0033-1354087

Ein Bedürfnis institutionalisiert sich

J Begenau 1, C Helfferich 2
  • 1Institut für Medizinsiche Soziologie
  • 2Hochschule für Soziale Arbeit

Die Arbeitsgruppe Frauengesundheit wurde am 07. September 1993 in Berlin gegründet. Hintergründe waren: 1. die in den 80er Jahren erstarkte Frauengesundheitsforschung, 2. das europaweit neue Interesse an der Frauengesundheit aber auch 3. ein durch die neuen Mitgliedsfrauen aus dem Osten artikulierter emanzipatorischer Gestaltungswille. Auf der Gründungsversammlung wurden Selbstverständnis, Ziele, Struktur und Arbeitsweise formuliert. In ihrem Selbstverständnis sah sich die Arbeitsgruppe den Traditionen der Frauengesundheitsforschung und der Medizinsoziologie verpflichtet, ohne sich einer weiteren „notwendigen Interdisziplinarität“ zu verschließen. Zwei Ziele wurden formuliert: 1. die Frauengesundheit in Forschung und Theorie stärken und 2. die Situation der Wissenschaftlerinnen verbessern. Was die inhaltliche Arbeit betraf, wurde festgelegt, sich für einen Zeitraum von zwei Jahren jeweils auf ein übergreifendes Thema zu einigen. Auf diese Weise sollten die Aktivitäten der Mitglieder gebündelt werden. Für die Jahre 1994 bis 1996 wurde beschlossen, die Situation der Gesundheit von Frauen in Ost und West – möglichst in komparativer Analyse – zu bilanzieren. Der Zulauf zu der Arbeitsgruppe war beeindruckend. Im Juli 1994 konnte auf einem nationalen Treffen der Arbeitsgruppen und Fachverbände zur Frauengesundheit über eine Mitgliederzahl von 45 berichtet werden. Beeindruckend waren aber auch andere Entwicklungen: noch im gleichen Jahr fand in Windenreuthen ein Expertinnentreffen statt. 1994 wurde das Nationale Netzwerk Frauengesundheit gegründet, 1996 zog die Arbeitsgruppe Bilanz mit einer Fachtagung in Bad Saarow, 1997 erschienen die Ergebnisse in einer eigenen Schriftenreihe. Die Gründung der Arbeitsgruppe Frauengesundheit initiierte eine Entwicklung hin zu einer thematischen Ausdifferenzierung in der DGMS. Heute gibt es insgesamt 10 Arbeitsgruppen. Neue Rahmenbedingungen sind aber auch durch die mittlerweile etablierte Gendermedizin und eine erstarkende Männergesundheitsforschung entstanden. Braucht es deshalb eine Neupositionierung der Arbeitsgruppe?