Gesundheitswesen 2013; 75 - A92
DOI: 10.1055/s-0033-1354073

Burnout bei jungen Ärztinnen und Ärzten – Ergebnisse eines großen Surveys in Sachsen

B Pantenburg 1, M Luppa 1, C Roick 1, SG Riedel-Heller 1
  • 1Universität Leipzig, Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health, Leipzig

Einleitung: Die potentielle Abwanderung von Ärztinnen und Ärzten ins Ausland und/oder in nicht-klinische Berufsfelder wird in Deutschland intensiv diskutiert. Ein möglicher Grund für die Abwanderung könnte in der hohen Arbeitsbelastung und daraus resultierendem Burnout liegen. Ziel der Studie war es, das Vorhandensein von Burnout-Symptomen in einer Stichprobe junger Ärztinnen und Ärzte zu untersuchen. Methoden: Alle bei der sächsischen Landesärztekammer gemeldeten Ärztinnen und Ärzte bis einschließlich 40 Jahre (n = 5957) wurden für eine postalische Befragung angeschrieben. Burnout-Symptome wurden mit dem Maslach Burnout Inventory – Human Services Survey gemessen. Teilnehmende mit fehlenden Werten wurden von den jeweiligen Analysen ausgeschlossen. Ergebnisse: Es konnten 2357 Ärztinnen und Ärzte befragt werden. In die Analysen gingen die Daten von 1901 in der Patientenversorgung tätigen Teilnehmenden ein. Auf der Subskala emotionale Erschöpfung erreichten 29,78% einen hohen (≥27) und 28,64% einen mittleren (19 – 26) Wert (Mittelwert: 21,19 [Standardabweichung: 9,77]). Auf der Subskala Depersonalisierung erreichten 47,07% einen hohen (≥10) und 27,04% einen mittleren (6 – 9) Wert (Mittelwert: 9,86 [5,90]). Auf der Subskala persönliche Leistungsfähigkeit erreichten 30,99% einen niedrigen (≤33) und 33,30% einen mittleren (39 – 34) Wert (Mittelwert: 36,24 [6,74]). 10,93% erreichten auf allen Subskalen einen hohen Wert. In der linearen Regression (stepwise forward) waren eine höhere Arbeitszufriedenheit und die Aussage, sich wieder für den Arztberuf zu entscheiden signifikant mit geringeren Werten auf den Subskalen emotionale Erschöpfung (β-Koeffizient: -9,58 [95% Konfidenzintervall: -10,79 – -8,37] und β: -4,59 [-5,58 – -3,60], p < 0,001) und Depersonalisierung (β: -2,43 [-3,23 – -1,64] und β: -1,78 [-2,43 – -1,13], p < 0,001) und einem höheren Wert auf der Subskala persönliche Leistungsfähigkeit (β: 3,54 [2,63 – 4,44] und β: 3,14 [2,40 – 3,88], p < 0,001) assoziiert. Das Vorhandensein von Kindern war signifikant mit einem geringeren Wert auf der Subskala emotionale Erschöpfung (β: -1,00 [-1,85 – -0,16], p = 0,020) und weibliches Geschlecht und höheres Alter waren mit einem geringeren Wert auf der Subskala Depersonalisierung (β: -2,63 [-3,21 – -2,05] und β: -0,16 [-0,23 – -0,09], p < 0,001) assoziiert. Eine Tätigkeit im eher stationären Setting war signifikant mit einem geringeren, eine leitende Funktion bzw. Tätigkeit in eigener Niederlassung mit einem höheren Wert auf der Subskala persönliche Leistungsfähigkeit (β: -1,75 [-2,65 – -0,86], p < 0,001 und β: 1,55 [0,60 – 2,49], p = 0,001) verbunden. Besaßen die Teilnehmenden die deutsche Staatsbürgerschaft, war dies mit einem höheren Wert auf der Skala persönliche Leistungsfähigkeit (β: 1,81 [0,72 – 2,90], p = 0,001) assoziiert. Diskussion: Etwa ein Drittel der Teilnehmenden erreichte auf den Subskalen emotionale Erschöpfung und persönliche Leistungsfähigkeit und etwa die Hälfte auf der Subskala Depersonalisierung einen hohen Wert. 10% der Teilnehmenden erreichten einen hohen Wert auf allen drei Subskalen. In weiteren Analysen muss untersucht werden, inwieweit erhöhte Werte in den verschiedenen Burnout-Dimensionen Risikofaktoren für ein Abwandern von Ärztinnen und Ärzten sein können und wie dem entgegengewirkt werden kann.