Gesundheitswesen 2013; 75 - A74
DOI: 10.1055/s-0033-1354057

Die Sicherstellung medizinischer Versorgung und der Erhalt der ärztlichen Arbeitskraft

K Götz 1, A Miksch 1
  • 1Universitätsklinikum Heidelberg

Einleitung: Der demographische Wandel und der enorme medizinisch-technische Fortschritt gehen einher mit einer zunehmenden Ausdifferenzierung der ärztlichen Profession und einer Zunahme an chronischen Erkrankungen. Darüber hinaus stellen ÄrztInnen bestimmte Ansprüche und Erwartungen an ihre Berufsausübung und seine Arbeitsbedingungen. Erlebte Rahmenbedingungen wie zunehmende Bürokratisierung, Zeitdruck oder unangemessene Entlohnung in Abhängigkeit der Arbeitsstunden schränken die erlebten Gestaltungsspielräume der Ärzteschaft ein und können sich auf die Qualität der Patientenversorgung auswirken. Das Ziel der vorliegenden Betrachtungen besteht in der Evaluation der erwartbaren und der real existierenden Arbeitsbedingungen bei an der medizinischen Versorgung beteiligten Berufsgruppen und deren Einfluss auf die Versorgungsqualität haben könnten. Methodik: Verschiedene Studien bzw. Befragungen werden zur Betrachtung des Untersuchungsgegenstandes herangezogen. Die Erhebungen fanden im Zeitraum zwischen 2005 und 2010 statt. Neben Erwartungen an die zukünftigen Arbeitsbedingungen, erfasst bei Medizinstudierenden, werden Aspekte der Arbeitszufriedenheit und -belastung bei allgemeinmedizinisch tätigen Ärzten evaluiert. Darüber hinaus werden Auswirkungen auf die subjektiv empfundene Versorgungsqualität aus Patientenperspektive betrachtet. Ergebnisse: Zur Auswertung der verschiedenen Perspektiven wurden unterschiedliche Zielgruppen und Instrumente betrachtet. 1299 Medizinstudierende gaben an vor allem einen planungssicheren Beruf anzustreben. Die ärztliche Berufsausübung, so eine Befragung unter 676 Hausärzten, wurde positiv durch die Kollegen beeinflusst. Hingegen wurden das Einkommen, die physische Arbeitsbelastung und die Arbeitsstunden als negativ bewertet. Patienten (n = 46919) bewerteten ihre Versorgung insgesamt als positiv. Patienten mit chronischen Erkrankungen wünschen sich häufiger, dass die eigene persönliche Situation in der Behandlung Berücksichtigung findet. Vor allem die Organisation der Praxis und das nicht-ärztliche Personal hatten einen relevanten Einfluss auf die Beurteilung der Versorgungsqualität aus Patientensicht. Diskussion: Medizinstudierende nach ihren relevanten Einflussfaktoren auf die Berufswahl zu befragen, kann Hinweise liefern, die möglicherweise für die Ausgestaltung des medizinischen Curriculums und des zukünftigen Arbeitsplatzes von Interesse sind. Des Weiteren erscheinen die Betrachtung der Arbeitsbedingungen und der Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit besonders relevant für die Rekrutierung von Arbeitskräften sowie für die Gewährleistung einer angemessenen Versorgungsqualität. Gleichzeitig können dadurch mögliche Bereiche für Qualitätsverbesserungen identifiziert werden. Schlussfolgerung: Insgesamt erscheint es vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Veränderungen wichtiger denn je, den Arztberuf und damit auch den Erhalt der Arbeitsfähigkeit als Forschungsgegenstand zu betrachten, um langfristig eine angemessen Versorgung sicherzustellen und den Arzt in seinen Ressourcen zu fördern.