Gesundheitswesen 2013; 75 - A71
DOI: 10.1055/s-0033-1354055

STEPPED CARE – Optimierung psychoonkologischer Versorgung durch gestufte Vermittlung. Studiendesign und erste Ergebnisse

J Roick 1, H Danker 2, S Briest 3, F Schiefke 4, J Meixensberger 5, H Wirtz 6, JU Stolzenburg 7, A Kersting 8, S Singer 9
  • 1Universität Leipzig, Leipzig
  • 2Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Leipzig
  • 3Brustzentrum Leipzig, Leipzig
  • 4Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie, Leipzig
  • 5Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie, Universität Leipzig
  • 6Medizinische Klinik und Poliklinik I Abteilung für Pneumologie, Leipzig
  • 7Klinik und Poliklinik für Urologie, Leipzig
  • 8Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Leipzig
  • 9Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik, Mainz

Hintergrund: Ein Drittel aller Krebspatienten im Akutkrankenhaus ist psychisch stark belastet. Diese Belastung wird oft nur unzureichend erkannt und somit bleiben viele Patienten psychosozial unterversorgt. Demgegenüber steht ein hoher Wunsch nach emotionaler Unterstützung bei onkologischen Patienten, vor allem durch den behandelnden Arzt. Der Einsatz von Screeninginstrumenten allein verbessert das psychische Befinden nicht notwendigerweise. Es muss deshalb nach Wegen gesucht werden, die unterstützungsbedürftigen Patienten besser zu erkennen, um die begrenzt vorhandenen Ressourcen für psychoonkologische Versorgung gezielt einsetzen zu können. Die Vermutung, dass dies durch gestufte Versorgung mit einer Kombination aus Screeningverfahren und Arztgesprächen erreicht werden kann, sollte in dem Projekt STEPPED CARE überprüft werden. Das Projekt ist noch nicht abgeschlossen, aber es können bereits erste Ergebnisse zum aktuellen Befragungsstand und den Teilnahmequoten auf den Stationen gemacht werden. Versorgungsmodell: Bei stationärer Aufnahme füllt der Patienten einen Screening-Fragebogen am Tablet PC aus. Dessen Ergebnisse werden automatisch aufbereitet und dem behandelnden Arzt zur Verfügung gestellt. Ist ein Patient mittelgradig bis hoch psychisch belastet, führt der Arzt ein kurzes strukturiertes Interview mit ihm durch. Im Anschluss entscheidet er, ob ein psychoonkologisches Konsil ausgelöst wird oder gegebenenfalls andere Maßnahmen eingeleitet werden. Methodik und Studiendesign: Das Versorgungsmodell wird in einer clusterrandomisierten, kontrollierten Interventionsstudie überprüft (n = 13 Stationen, angestrebte Stichprobengröße: n = 800). Auf den Kontrollstationen wird psychoonkologische Versorgung wie bisher („care as usual“) angeboten. Die Interventionsstationen wenden das Stepped Care Modell an. Die Patienten werden zu jeweils 4 Zeitpunkten (t1 = präoperativ t2 = 2 Wochen postoperativ t3 = 3 Monate postoperativ t4 = 6 Monate postoperativ) von geschulten Interviewern zunächst im Klinikum und später telefonisch befragt. Ergebnisse: Insgesamt wurden bisher 515 Patienten durch die Interviewer im Klinikum angesprochen und um eine Studienteilnahme gebeten. Mit 50 Patienten konnte erst postoperativ Kontakt aufgenommen werden. Von den 465 präoperativ kontaktierten Patienten erklärten sich 361 (78%) bereit, an einem Interview teilzunehmen. Dabei wurden 202 (56%) auf den Interventionsstationen und 159 (44%) auf den Kontrollstationen befragt. Auf den Interventionsstationen ist der Anteil der Patienten, welche eine Studienteilnahme komplett verweigerten, mit 25% etwas höher als auf den Kontrollstationen (19%). Die Verweigerungsquoten der einzelnen Stationen liegen zwischen 9% und 45%. Besonders niedrig sind die Quoten mit 9% auf den Stationen der Urologie. Auffallend hoch ist die Anzahl an Verweigerern auf den Stationen der Pneumologie (41% und 45%). Möglichweise hängen die Unterschiede in den Verweigerungsquoten mit der unterschiedlichen Schwere der Erkrankung der Patienten auf den dort behandelnden Stationen zusammen.