Gesundheitswesen 2013; 75 - A46
DOI: 10.1055/s-0033-1354035

Sport und Gesundheitsverhalten. Sportliche Aktivitätsmuster und ihre Zusammenhänge mit sozialer Ungleichheit und Risikoverhalten bei jungen Männern

D Schori 1, T Abel 1
  • 1Universität Bern, Bern

Hintergrund: Junge Erwachsene üben Sport in unterschiedlichen informellen und formellen Zusammenhängen aus (z.B. informell alleine und in Gruppen, oder in der Schule und im Sportverein). Oft beschränken sie sich nicht auf einen bestimmten Bereich, sondern kombinieren unterschiedliche Möglichkeiten. Ausserdem unterscheiden sich die jungen Erwachsenen hinsichtlich der Häufigkeit sportlicher Betätigung in den jeweiligen Bereichen. Die qualitativen und quantitativen Dimensionen sportlicher Betätigung können mittels Latent Class Analyse beschrieben werden. Dabei wird die Zugehörigkeit zu bestimmten Aktivitätsklassen probabilistisch geschätzt. Im Anschluss an die Forschung zu gesundheitlichen Lebensstilen überprüfen wir die Hypothese, dass die Zugehörigkeit zu den Aktivitätsklassen mit zwei unterschiedlichen Faktoren assoziiert ist: Erstens mit weiteren gesundheitsrelevanten Verhaltensweisen und zweitens mit den sozioökonomischen Faktoren Bildung und Einkommen (Abel 2008, Bourdieu 1987). Methoden: Datengrundlage ist eine Querschnitterhebung bei 19-jährigen Schweizer Männern aus den Jahren 2010 und 2011 (Eidgenössische Jugendbefragung ch-x, Modul Gesundheit und Sport, N = 10 000). Mittels Latent Class Analyse wird die Zugehörigkeit der Befragten zu bestimmten Aktivitätsklassen probabilistisch geschätzt. Indikatoren für die latenten Klassen sind kategoriale Variablen zur Häufigkeit selbständiger sportlicher Betätigung 'alleine', 'zu zweit', 'in der Gruppe', und in den institutionellen Settings 'Sportverein‘ und 'Schule'. Indikatoren zu gesundheitsrelevanten Verhaltensweisen (Tabak- und problematischer Alkoholkonsum) und sozioökonomischen Faktoren (Bildung und Familieneinkommen) werden als Kovariaten in die Analyse einbezogen. Ergebnisse: Der beste model fit wird mit einem Modell mit 5 Aktivitätsklassen erreicht, wobei folgende Klassen unterschieden werden: (1) allgemein sehr Aktive 25% (2) vorwiegend individuell Aktive 35% (3) nur individuell Aktive 15% (4) nur in Gruppen und im Verein Aktive 10% (5) Passive 15%. Die Klassen 1 und 2 sind insgesamt am häufigsten aktiv, haben den tiefsten Anteil an Personen mit Tabak- und problematischem Alkoholkonsum und den höchsten Anteil an Personen mit höherer Bildung und höherem Familieneinkommen. Die Klassen 4 und 5 sind wenig bzw. nicht aktiv, haben den höchsten Anteil an Personen mit Tabak- und problematischem Alkoholkonsum und den höchsten Anteil an Personen mit tiefer Bildung und tieferem Familieneinkommen. Diskussion: Die nachweisbaren Klassen zeigen Zusammenhänge von sportlichen Aktivitätsmustern mit weiteren gesundheitsrelevanten Verhaltensweisen und sozioökonomischen Faktoren. Diese Zusammenhänge sind kongruent mit etablierten Theorien zu gesundheitsrelevanten Lebensstilen und gesundheitlicher Ungleichheit.