Gesundheitswesen 2013; 75 - A31
DOI: 10.1055/s-0033-1354023

Evaluation der interprofessionellen Teamarbeit und der Wichtigkeit von Teamentwicklung aus Sicht des Reha-Teams und der Führungskräfte

L Zimmermann 1, A Konrad 1, C Müller 1, M Körner 1
  • 1Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Freiburg

Hintergrund: Für eine patientenorientierte Behandlung in der Rehabilitation ist interprofessionelle Teamarbeit von maßgeblicher Bedeutung. Wesentliche Faktoren, die eine erfolgreiche interprofessionelle Teamarbeit ausmachen, sind unter anderem Kommunikation, Koordination, Kooperation, Partizipation an Entscheidungsprozessen und ein positives Betriebsklima. Die Bewertung dieser Aspekte aus der Sicht des Reha-Teams und der Führungskräfte kann dabei wichtige Ansatzpunkte zur Optimierung liefern. Ziele der Studie sind (1) die Erfassung des Ist-Zustandes der interprofessionellen Teamarbeit aus Sicht des Reha-Teams und der Führungskräfte und das Ausmaß der Unterschiede zwischen den beiden Gruppen, (2) die klinikspezifischen Unterschiede zwischen den Reha-Teams und (3) die Erhebung der Wichtigkeit der patientenorientierten Teamentwicklung aus Sicht des Reha-Teams und der Führungskräfte. Methodik: In einer Querschnittstudie (Pilotstudie des Forschungsprojektes: Entwicklung und Evaluation eines Konzepts zur patientenorientierten Teamentwicklung in Rehabilitationskliniken (PATENT), gefördert im Förderschwerpunkt „Chronische Krankheiten und Patientenorientierung“) konnten im Frühjahr 2012 an insgesamt 6 Rehabilitationskliniken mit den Indikationsbereichen Onkologie, Neurologie, Orthopädie, Kardiologie und Psychosomatik Fragebogendaten zur Teamarbeit erhoben werden. Hierzu wurde ein selbst erstellter Kurzfragebogen mit neun 6-stufigen Items von „sehr gut“ bis „ungenügend“ zu unterschiedlichen Aspekten der Teamarbeit (z.B. interprofessioneller Kooperation, Klima, Mitarbeiterpartizipation, organisatorische Rahmenbedingungen, Koordination, Kommunikation) eingesetzt. Die Bedeutung der Teamentwicklung wurde auf einer 4-stufigen Skala von „sehr wichtig“ bis „überhaupt nicht wichtig“ beurteilt. Die Daten wurden deskriptiv-explorativ mithilfe von IBM SPSS Statistics 20 ausgewertet. Ergebnisse: Insgesamt nahmen 24 Führungskräfte und 41 Teammitglieder unterschiedlicher Berufsgruppen (Pflege, ärztlicher, psychosozialer, pädagogischer und Therapiebereich) an der Befragung teil. Die befragten Führungskräfte haben ein durchschnittliches Alter von M = 49,7 (SD = 5,1 Range: 36 – 62) und sind im Mittel M = 11,5 Jahre in der Klinik angestellt. 33,3% der Befragten sind weiblich, 66,7% männlich. Die Mitarbeiter des Reha-Teams sind durchschnittlich M = 44,6 Jahre alt (fehlend: n = 1 SD = 9,0 Range: 23 – 59) und im Mittel seit M = 10,2 Jahren in der Klinik beschäftigt (fehlend: n = 3). 80,5% der Befragten sind weiblich, 17,1% männlich. Sowohl das Reha-Team, als auch die Führungskräfte bewerteten die interprofessionelle Teamarbeit im Durchschnitt als befriedigend (Reha-Team: M = 2,62, SD = 0,89, Führungskräfte: M = 2,71, SD = 0,69). Auch Kommunikation, Koordination, organisatorische Rahmenbedingungen und das Betriebsklima wurden von beiden Befragungsgruppen als mittelmäßig erachtet. Die Führungskräfte stuften zudem das Item „Mitarbeiterpartizipation“ im Vergleich zu den Mitarbeitern des Reha-Teams bedeutsam besser und das Item „Umsetzung der Patientenorientierung“ signifikant schlechter ein. In der Einschätzung bezüglich der Faktoren „interprofessionelle Teamarbeit“, „Arbeitsklima“, „Patientenpartizipation“ und „Kommunikation“ gab es signifikante Mittelwertsunterschiede (p < 0,05) zwischen den Reha-Teams der verschiedenen Kliniken. Eine patientenorientierte Teamentwicklung wurde von 75% der Führungskräfte und von 44% des Reha-Teams als „sehr wichtig“ erachtet. Diskussion: Die Ergebnisse zeigen einen klinikspezifischen Bedarf an interprofessioneller patientenorientierter Teamentwicklung, da zwischen den Kliniken deutliche Unterschiede in der Bewertung der interprofessionellen Teamarbeit aus Sicht des Reha-Teams existieren. Einzelne Faktoren der interprofessionellen Teamarbeit wurden von den Führungskräften (Leitungsebene) im Vergleich zu dem interprofessionellen Reha-Team (Mitarbeiterebene) eher besser eingeschätzt. Da die Führungskräfte die Wichtigkeit von Teamentwicklungsmaßnahmen für ihre Klinik betonen, können Teamentwicklungsprogramme innerhalb der Klinik grundsätzlich erfolgreich durchgeführt werden, sofern die Führungskräfte für Teamentwicklungsmaßnahmen ihrerseits die notwendigen Ressourcen zur Verfügung stellen.