Gesundheitswesen 2013; 75 - A19
DOI: 10.1055/s-0033-1354012

„Workshop Geschichte der Sozialmedizin“ Gesunde Schule und gesunde Kinder. Die Etablierung der deutschen Schulhygiene am Beispiel Düsseldorf 1880 – 1933

H Umehara 1
  • 1Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf

Die Gesundheit von Kindern steht zu Beginn des 21. Jahrhunderts im Brennpunkt der deutschen Gesundheitspolitik. Zunehmende Defizite in der körperlichen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen gefährde langjährig den allgemeinen Gesundheitszustand der gesamten Bevölkerung, so die These. Ein bundesweites Projekt zum Gesundheitszustand von Kindern und Jugendlichen in Deutschland, das Kinder- und Jugendgesundheitssurvey, fordert, ein Netzwerk zur Gesundheitsförderung aufzubauen. Hierbei wird der Schule die Funktion als ein wichtiger Knotenpunkt eines solchen Netzwerks zugesprochen. Der Zusammenhang „Kindergesundheit und Schule“ ist allerdings keinesfalls neu. Seit dem 19. Jahrhundert entwickelte sich die deutsche Schulhygiene parallel zur deutschen Gesundheitslehre und Medizin von der „Schul“-hygiene, die den Schwerpunkt auf den Gesundheitsschutz gegen schädliche Einflüsse der Schule legte, zur „Schüler“-hygiene, bei der es um die Gesundheitsförderung durch die Schule ging. Ferner hatte die Bekämpfung von Infektionskrankheiten einen hohen Stellenwert in der Schulhygiene. In dem Etablierungsprozess der deutschen Schulhygiene wurde die Leistungsfähigkeit der Schüler – „Schultauglichkeit“, die der Hamburger Schularzt Fritz Moritz in seinem Beitrag zum „Krankheit und Soziale Lage“ thematisierte – zunehmend in den Vordergrund gerückt. Die Schulhygiene fand ihr Hauptziel darin, mithilfe der Medizin die leistungsfähigen – in dem Sinne „gesunde“ – Kinder zu fördern, und dadurch zur deutschen Nationalstaatsbildung beizutragen. Die Vorreiter der Institutionalisierung der Schulhygiene waren die Großstädte, in denen ein umfassendes System zur Gesundheitsförderung von Kindern und Jugendlichen aufgebaut wurde. Die Schulhygiene etablierte sich um 1900 als einer der wichtigen Bereiche sowohl in der deutschen Sozialmedizin als auch im kommunalen Gesundheitswesen. Vor dem Hintergrund wird der Vortrag die Schulhygiene am Beispiel von Düsseldorf auf der lokalhistorischen Ebene rekonstruieren. Quellengrundlage bilden die Verwaltungsakten des Stadtarchivs Düsseldorf, zeitgenössische Fachpublikationen und Sekundärliteratur. Aufgrund der systematischen Untersuchung dieser Materialien zeigt der Vortrag, dass die Schulhygiene einer der wichtigsten Teile der Sozialmedizin war und zugleich fest im kommunalen Gesundheitswesen verankert wurde.