Gesundheitswesen 2013; 75 - A16
DOI: 10.1055/s-0033-1354009

Das Aktionsbündnis gegen Darmkrebs – ein deutschlandweites Pilotprojekt zum schriftlichen Einladungsverfahren für die Darmkrebsfrüherkennung

C Pieper 1, A Schröer 1
  • 1BKK BV, Essen

Einleitung/Hintergrund: Die Zahl der jährlichen Darmkrebsneuerkrankungen in Deutschland wird auf rund 68.000 geschätzt. Darmkrebs entsteht meist aus zunächst gutartigen Vorstufen, bei Früherkennung im Stadium I und II liegt die Heilungschance bei ca. 90%. Trotz flächendeckender Screeningmöglichkeit ist die Inanspruchnahme gering. Untersuchungen zeigen, dass die Teilnahme an der Darmkrebsvorsorge von der Invasivität der Maßnahme abhängt. Bei den invasiven Verfahren haben persönliche Einladungsverfahren die höchste Akzeptanz. Ziel des „Aktionsbündnis gegen Darmkrebs“ ist die Steigerung der Teilnahmeraten an den gesetzlichen Früherkennungsmaßnahmen. Begleitet wird diese Initiative durch den Projektbereich Versorgungsepidemiologie am Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. Daten/Methodik: Das Pilotprojekt (Laufzeit Juli 2012-Juni 2013) zum Aktionsbündnis beinhaltete ein landesweites Einladungsverfahren unter Beteiligung von 48 Betriebskrankenkassen. Außerdem unterstützt ein Internetauftritt die Aktion. Versicherte, die Anspruch auf die gesetzliche Früherkennung haben, wurden wie folgt angeschrieben:

  • Angebot der Zusendung des nicht im Rahmen der gesetzlichen Früherkennung erhältlichen Stuhltests immoCARE-C an 50 – 54-jährige BKK-Versicherte (Gruppe 1, vorgesehene Anzahl für Gesamtlaufzeit: ca. 295.500).

  • Aufforderung der 55-jährigen BKK-Versicherten am 55. Geburtstag zur Koloskopie. Alternativ wurde die Zusendung eines immoCARE-C Tests angeboten (Gruppe 2, vorgesehene Anzahl für Gesamtlaufzeit: ca. 76.900).

Ausgewertet werden die Inanspruchnahme immunologischer Tests der Gruppe 1 und 2 sowie die Inanspruchnahme der Koloskopien aufgrund positiver Tests. Weiterhin werden quartalsweise Vergleiche auf Länder- und BKK-Ebene vorgenommen.Ergebnisse: Das Projekt endet im Sommer 2013, somit werden im Herbst die endgültigen Ergebnisse vorliegen. Bislang wurden 39.650 immoCARE-C-Stuhltests angefordert (Stand 03.05.2013).

  • Die derzeitige Rücklaufquote (zurückgeschickt/angefordert) der Stuhltests liegt bei 54% (davon in der Altersgruppe 50 – 54 Jahre 52% Männer).

  • 1.235 (6%) der ausgewerteten Tests sind positiv.

  • Bisher im Institut eingegangene Koloskopiebögen: 118 (10% der positiven Stuhltests).

Befunde wie folgt:

  • 2x Karzinom Colon (davon 1x < 55 Jahre),

  • 11x Adenom tubulo-villös (alle Alter 50 – 54 Jahre),

  • 25x Adenom tubulär (davon 13 × 45 – 54 Jahre, 4x familiäres Risiko vorhanden),

  • 2x Polypen entzündlich,

  • 20x Polypen hyperplastisch.

Diskussion/Schlussfolgerung: Die Zwischenauswertungen deuten auf eine deutlich erhöhte Inanspruchnahme des immunologischen Stuhltests, vor allem durch Männer im Rahmen dieses Einladungsverfahrens. So lag bspw. die Inanspruchnahme der Frauen in der Altersgruppe 50 – 54 Jahre in 2008 für den Okkultbluttest etwa 3x höher als die der Männer, hier überwiegt seit Projektbeginn leicht der Anteil Männer mit derzeit 52%. Als Vorteile des Einladungsverfahrens werden gesehen

  • Die Motivation durch persönliche Ansprache,

  • Der Anstoß zur thematischen Auseinandersetzung,

  • Die Multiplikator-Funktion (Versicherter, Familie, Freunde, ...),

  • Das Erreichen von Personen, die sonst nicht zum Arzt gehen.