Gesundheitswesen 2013; 75 - A9
DOI: 10.1055/s-0033-1354004

Was bringt Verbundforschung? Ergebnisse zur Mehrwertanalyse eines Forschungsverbundes

A Teti 1, P von Berenberg 1, R Falinski 1, S Blüher 1
  • 1Charité – Universitätsmedizin, Berlin

Hintergrund: Das Modell der Verbundforschung (Collaborative Research) etabliert sich europaweit zunehmend (European Commission, 2011). Auch in Deutschland wird die spezielle Förderform „Verbundprojekt“ in Zukunft als Kernstück der Förderprogramme betrachtet (BMBF, 2010). Grundidee und Hauptziel der Verbundforschung ist das Generieren neuen Wissens durch Synergien interdisziplinärer Projekte in einer Verbundkonstellation. Das Zusammenspiel verschiedener heterogener Akteure muss jedoch nicht zwingend zu einer kollektiven Ergebnismaximierung führen. Soziologische Handlungstheorien begreifen menschliches Handeln primär als Prozess der rationalen Verfolgung individueller Interessen. Ein Verbund soll demgegenüber einen Wissenszugewinn durch den Kooperationsprozess generieren. Demnach wird hier folgende Hauptfrage formuliert: Inwieweit kann die Verbundforschung von der synergetischen interdisziplinären Zusammenarbeit unter Beteiligung mehrerer Akteure profitieren? Methodik: Zur Beantwortung dieser Fragestellung wurde ein qualitativer Ansatz gewählt. Zwischen Januar 2013 und April 2013 wurden ProjektleiterInnen bzw. -koordinatorInnen von fünf Teilprojekten des seit 2008 bestehenden Berliner Forschungsverbundes AMA (Autonomie trotz Multimorbidität im Alter) befragt. Inhalt der leitfadenorientierten Experteninterviews waren Aspekte der Interdisziplinarität, der Kooperation zwischen den Teilprojekten sowie der wissenschaftlichen Integration der Ergebnisse. Die Interviewpartner bekamen die Möglichkeit, die Verbunderfahrung hinsichtlich ihrer Stärken und Potenziale sowohl inhaltlich als auch organisatorisch zu reflektieren und nicht berichtspflichtige, aber für die einzelnen Projekte sowie für den Verbund relevante Informationen einfließen zu lassen. Die Interviews werden derzeit nach Meuser und Nagel (Meuser & Nagel, 1991) ausgewertet. Ergebnisse: Im Rahmen des Beitrags werden Ergebnisse der qualitativen Untersuchung präsentiert und strukturelle und inhaltliche Ressourcen sowie Barrieren für die Kooperation diskutiert. Schlussfolgerung: Aus der Evaluation der Forschungserfahrung im Kooperationsprozess sowie innerhalb der Projekte können wichtige Hinweise zur Gestaltung von Verbünden der Gesundheitsforschung gewonnen werden. Die Ergebnisse dieser Analyse stellen Implikationen für die Verbundforschungsplanung dar, die sowohl seitens der Auftragnehmer als auch seitens der Förderer berücksichtigt werden sollten.