Rofo 2013; 185 - P09
DOI: 10.1055/s-0033-1352584

Diagnostik der Monteggia-Verletzung – eine Herausforderung auch 200 Jahre nach ihrer Erstbeschreibung

M Stenzel 1, S Wolke 2, HJ Mentzel 1
  • 1Sektion Pädiatrische Radiologie, Zentrum für Radiologie
  • 2Klinik für Kinderchirurgie, Universitätsklinikum Jena, Deutschland

Zielstellung: Die Monteggia-Läsion gehört zu den seltenen Verletzungen im Kindesalter. Sie soll unter diagnostischen Aspekten diskutiert werden. Material und Methoden: Im Jahr 1814 beschrieb der italienische Chirurg Giovanni Battista Monteggia erstmals die Kombination aus Luxation des Radiusköpfchens und Fraktur der proximalen Ulna. Diese Art der Kombinationsverletzung gehört zu den so genannten „Kadi-Läsionen“, da das Nichterkennen unter anderem zu einem Arzthaftpflichtverfahren führen kann. Die Luxation des Radiusköpfchens, isoliert und als Monteggia-Läsion stand bei Schlichtungsverfahren bei Kindern mit Frakturen und Luxationen des Ellenbogengelenkes an erster Stelle und stellte den häufigsten bestätigten Behandlungsfehler dar [Vinz H, et al. Z Orthop Unfall 2012]. Grundlage für die korrekte Diagnose stellen die Röntgenaufnahmen in Supination bei Streckung und 90 °-Beugung des Humeroulnargelenkes dar. Ober- und Unterarmknochen dürfen dabei keinen Winkel – falls nicht anders möglich – müssen gleiche Winkel zu Kassette/Detektor aufweisen. Neben der korrekten Einstelltechnik ist die Kenntnis der Entwicklung der Knochenkerne für eine korrekte Diagnose notwendig. Erscheinen und Verschmelzen folgen einem konstanten Muster (C-R-I-T-O-E). Als radiologische Hilfslinie zur Bestimmung der regulären Artikulation im Humeroradialgelenk dient die Støren-Linie: Die Verlängerung der proximalen Radiusachse schneidet in beiden röntgenologischen Projektionen das zentrale Capitulum humeri. Die Einteilung der Monteggia-Läsionen erfolgt bei Kindern wie auch bei Erwachsenen nach der Klassifikation nach Bado aus dem Jahr 1967. Während bei Kindern am häufigsten der Typ I auftritt (Luxation nach ventral), findet sich bei Erwachsenen am häufigsten der Typ II (Luxation nach dorsal). Neben den 4 klassischen Typen gibt es die beiden Äquivalente (Monteggia like) nach Bado als proximale Radiusfraktur ohne Luxation sowie als Luxation im Humeroulnargelenk. Eine weitere Klassifikation erfolgte durch Letts et al. 1985, die der vermehrten Elastizität des kindlichen Knochens Rechnung trägt. Bei zweifelhaften Fällen kann die Durchführung einer MRT sinnvoll sein. Der Stellenwert der Sonografie als Alternative zur Röntgendiagnostik bei Verletzungen des Ellenbogens wurde erst durch wenige Studien an Kindern und Jugendlichen belegt [Rabiner JE et al. Ann Emerg Med 2013, Moritz JD Ultraschall Med 2008]. Fazit: Die Monteggia-Verletzung ist in Röntgenaufnahmen leicht zu übersehen. Eine exakte röntgenologische Einstelltechnik und die konsequente Zuhilfenahme von Hilfslinien erhöhen die diagnostische Sicherheit. Schnittbildgebung ist Einzelfällen vorbehalten. Schlüsselwörter: Monteggia-Läsion, Diagnostik, Støren-Linie, Bado-Klassifikation