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DOI: 10.1055/s-0033-1351579
Pharmakologische Alternativen zu Methylphenidat in der Therapie suchtgefährdeter Jugendlicher mit komorbidem ADHS
Einleitung: Aufmerksamkeitsgestörte Jungen und Mädchen mit Suchtproblemen haben oft die doppelte Problematik, dass einerseits das ADS behandlungsbedürftig ist, andererseits die Suchtgefahr bei der Einnahme von Methylphenidatprodukten groß ist. In diesem Zusammenhang sind klinische Erfahrungen mit Alternativen zur Methylphenidatgabe bei eindeutig diagnostiziertem ko-morbidem ADHS und die aktuelle überschaubare Studienlage von Wichtigkeit für die einzelne Therapie.
Methode: Mit einer systematischen Medline-Recherche unter Zuhilfenahme „grauer“ Literatur wird die aktuelle Studien- und Datenlage in diesem Bereich erarbeitet. Anhand einer klinischen Fallserie aus einer Spezialklinik für adoleszente dissoziale komorbide Jungen und junge Männer mit schweren ADHS-Verläufen werden typische Fallsituationen dargestellt, die die biologischen Alternativen zu Methylphenidat darstellen.
Diskussion/Ergebnisse: Aus der Literatur wird deutlich, dass insbesondere für Drogen benutzende und verhaltenssüchtige Jungen die Anzahl an Arbeiten über Alternativen zu Methylphenidat sehr gering ist. Es gibt vereinzelte ältere Untersuchungen zu Clonidin, zu SSRI und zu Neuroleptika. Primär geht es um die Substanz Atomoxetin, die als Zweitlinienmedikament beim ADHS in den Leitlinien angegeben ist. Bei chronisch ko-morbiden Jugendlichen dürfte Atomoxetin bei gesicherten Rahmenbedingungen einer Therapie (vor allem im teilstationären und stationären Kontext) eine sinnvolle Alternative darstellen. Aus den klinischen Fällen wird deutlich, dass der häufiger beschriebene „Nebeneffekt“ einer Atomoxetin-Therapie in einer gewünschten Stabilisierung der emotionalen Regulationsfähigkeiten und einer Entängstigung liegt.
Schlussfolgerung: Es herrscht in der Literatur Uneinigkeit bei sehr geringer Befundlage darüber, welche sinnvollen Alternativen zu Methylphenidat es bei suchtkranken ADHS-Jugendlichen gibt. Die Substanz Atomoxetin, die in der ADS-Therapie seit einigen Jahren als Alternative zu Methylphenidat etabliert ist, scheint eine auch im Hinblick auf die Komorbidität sinnvolle Alternative. Es sind zu diesem Bereich wie zur Pharmakotherapie bei Jugendlichen im Ganzen dringend weitere systematische Studien von Nöten.