Suchttherapie 2013; 14 - S_45_4
DOI: 10.1055/s-0033-1351578

Der Einfluss von Baclofen auf neuronale Korrelate der Alkoholabhängigkeit: Eine Pharmako-fMRT-Studie

P Pelz 1, A Beck 1, RC Lorenz 1, K Charlet 1, J Krüger 1, E Friedel 1, O Geisel 1, R Banas 1, A Heinz 1, CA Müller 1
  • 1Charité – Universitätsmedizin, Klinik für Psychiatrie, CCM, Berlin

Einleitung: In den vergangenen Jahren konnten erhebliche Fortschritte bei der Untersuchung der neurobiologischen Grundlagen der Alkoholabhängigkeit verzeichnet werden. Bildgebende Studien zeigten, dass das dopaminerge, mesolimbische Belohnungssystem verstärkt auf die Präsentation suchtassoziierter Reize reagiert, während es nur vermindert auf nicht-suchtbezogene Belohnungsreize anspricht. Dieses Ungleichgewicht charakterisiert möglicherweise eine Umordnung der „Prioritäten“ des Belohnungssystems (“hijacking”), sodass alkoholbezogene Stimuli vermehrt Aufmerksamkeit auf sich lenken und mehr appetitives Verhalten auslösen als konventionelle Verstärker. Gegenwärtig gibt es Hinweise auf die Wirksamkeit des selektiven GABA-B-Rezeptor Agonisten Baclofen bei der Therapie der Alkoholabhängigkeit. Präklinische Studien legen nahe, dass Baclofen die dopaminerge Neurotransmission im Belohnungssystem modulieren kann. Der genaue Wirkmechanismus von Baclofen zur Behandlung der Alkoholabhängigkeit ist aktuell jedoch nicht geklärt.

Methode: Fünfzehn alkoholabhängige Patienten und 15 gematchte Kontrollprobanden wurden mittels funktioneller Magnetresonanztomografie während eines Belohnungs-paradigmas untersucht. In dieser Aufgabe mussten die Probanden per Tastendruck drei Walzen eines virtuellen Spielautomaten starten und stoppen. Das Gewinnziel bestand dabei darin, 3 gleiche Früchte in eine horizontale Reihe zu bringen. Um die Belohnungserwartung zu untersuchen, wurde die Bedingung „Gewinn möglich“ (2 gleiche Früchte, während sich die 3. Rolle noch bewegt) mit der Bedingung „Gewinn unmöglich“ (2 verschiedene Früchte) kontrastiert. Im Verlauf wurde diese Untersuchung wiederholt, allerdings erhielten die Patienten nun Baclofen oder Placebo (doppelblind, randomisiert). Ziel dieser Untersuchung war die Erfassung möglicher Baclofen-Effekte auf das dopaminerge Belohnungssystem.

Diskussion/Ergebnisse: Während der Antizipation von Gewinn zeigten alkoholabhängige Patienten im Vergleich zur Kontrollgruppe eine signifikant verminderte Aktivierung im ventralen Striatum. Preliminäre Daten hinsichtlich der Effekte von Baclofen auf das ventrale Striatum werden vorgestellt.

Schlussfolgerung: Diese Ergebnisse stützen die Hypothese eines dysfunktionalen Belohnungssystems bei alkoholabhängigen Patienten. Die beschriebenen Alterationen könnten möglicherweise einen neurobiologischen Marker abhängigen Verhaltens darstellen und als Ansatzpunkt weiterer pharmakologischer Interventionen dienen.