Suchttherapie 2013; 14 - S_06_4
DOI: 10.1055/s-0033-1351426

Die ambulante Behandlung von komorbiden Störungen bei Patienten mit Alkoholabhängigkeit – ein Pilotprojekt

A Schawohl 1, M Benkisser 1, M Odenwald 1
  • 1Universität Konstanz

Einleitung: Zu den häufigsten komorbiden psychischen Erkrankungen bei Alkoholabhängigkeit zählen Angststörungen und affektive Störungen. Dabei stellen Angststörungen und Depression Risikofaktoren für einen Rückfall in den ersten Monaten nach der Entzugsbehandlung dar. Aktuell gibt es jedoch keine systematischen ambulanten Angebote für diese Gruppe von Patienten, vor allem gelingt es selten, sie in die ambulante psychotherapeutische Versorgung zu integrieren. In diesem Pilotprojekt untersuchen wir, ob durch integrierte ambulante Psychotherapie Alkoholrückfälle bei Patienten mit Doppeldiagnosen reduziert werden können. Hier berichten wir die Konzeption der Studie und erste Ergebnisse.

Methode: Die Teilnehmer werden in Kooperation mit lokalen Kliniken vor ihrer Entlassung aus der Entzugsbehandlung rekrutiert. Für die Hälfte der Teilnehmer vermittelt die Klinik die übliche weiterführende Behandlung (TAU), was u.a. Langzeitreha, Suchthilfe und Vermittlung zu niedergelassenen Psychotherapeuten beinhaltet. Die zweite Hälfte der Teilnehmer erhält zusätzlich ein flexibles, auf den Einzelfall angepasstes Angebot zu einer sofortigen ambulanten integrierten Psychotherapie in der Psychotherapieambulanz der Universität Konstanz nach ihrer Entlassung aus der Klinik. Alle Teilnehmer der Studie werden zu festgelegten Messzeitpunkten nachuntersucht. Die Untersuchungsinstrumente beinhalten Fragebogen- und Interviewverfahren. Die angebotene psychotherapeutische Behandlung zeichnet sich durch eine integrierte therapeutische Herangehensweise aus, d.h. die gleichzeitige Rückfallprophylaxe und die Behandlung der komorbiden Störung, und die flexible Anpassung der Termine an die individuellen Gegebenheiten, z.B. Überbrückung der Zeit bis zur Langzeitreha.

Diskussion/Ergebnisse: Neben unseren bisherigen Erfahrungen mit der Studienorganisation, berichten wir für die ersten Studienteilnehmer soziodemographische Charakteristika zum Eingangszeitpunkt und Rückfallparameter bis 3 Monate nach Therapiebeginn. Wenngleich Komorbiditäten häufig vorkommen, ist die Organisation der Studie eine logistische Herausforderung. Entscheidend für das ambulante Therapieangebot ist das Zustandekommen eines ersten Termins am Tag der Entlassung aus der Klinik.

Schlussfolgerung: Die Studie zeigt bislang, dass in der Schnittstelle zwischen Suchtbehandlungssystem und ambulanter Psychotherapie ein erhebliches Potential liegt. Perspektivisch sollte die Weiterentwicklung des Suchthilfesystems auch die Überwindung von Hürden zur ambulanten Psychotherapie beinhalten.