Z Gastroenterol 2013; 51 - PP3
DOI: 10.1055/s-0033-1351167

Intestinale Stomata: Komplikationen und stomabezogene Morbidität von 934 Patienten nach kolorektalen Eingriffen

M Ertl 1, V Benseler 1, I Iesalnieks 1, HJ Schlitt 1, A Agha 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Chirurgie, Universitätsklinikum Regensburg

Zielsetzung: Intestinale Stomata werden in der kolorektalen Chirurgie für viele verschiedene Zwecke eingesetzt: Das protektive Loop-Ileostoma dient meist dem Schutz einer distalen Anastomose, endständige Stomata werden in Situationen angelegt, in denen die Anlage einer Anastomose nicht sinnvoll erscheint, wie z.B. Peritonitis, mesenteriale Ischämie oder Stuhlinkontinenz. In der Literatur wird für die Anlage eines Stomas oft eine hohe Komplikationsrate beschrieben, die zu erhöhter Morbidität führt und die Lebensqualität der betroffenen Patienten beeinträchtig. Dazu wurden bei 934 Patienten die während der Anlage, des Tragens und der Rückverlagerung aufgetretenen Komplikationen und deren Häufigkeit, Schwere und zeitlicher Verlauf analysiert. Weiterhin soll diese Studie Einblick in die verschiedenen Indikationen, Patientencharakteristika und durchgeführten Hauptresektionen sowie deren Komplikationen verschaffen.

Patienten und Methodik: Von August 2007 bis Dezember 2011 wurden am Universitätsklinikum Regensburg 333 Patienten nach dem Prinzip einer Hartmann-Diskontinuitätsresektion mit endständiger Stomaanlage operiert. Des Weiteren wurde bei 601 Patienten zwischen Januar 2000 und Dezember 2011 ein protektives Loop-Ileostoma angelegt. Im Rahmen einer retrospektiven Studie erfolgte die Auswertung hinsichtlich des Krankheitsverlaufs und der aufgetretenen Komplikationen.

Zur Erhebung der Patientendaten wurden alle stationären und ambulanten Aufenthalte der Patienten am Universitätsklinikum Regensburg berücksichtigt. Die Informationen wurden dabei aus Entlassungsbriefen, Befunden der stationären Enterostomatherapeuten, OP Berichten und Befunden der Proktologie Ambulanz akquiriert.

Ergebnisse: Insgesamt traten bei 403 von 934 Patienten stomabezogene Komplikationen auf (43,1%). Bei Patienten mit protektivem Ileostoma kam es in 37,8% der Fälle zu Komplikationen, wobei die häufigsten dabei parastomale Hernien (7,5%), Defekte der parastomalen Haut (5,5%) und parastomale Abszesse oder Fisteln (5,2%) waren. Meist konnten die Komplikationen konservativ behandelt werden, jedoch musste bei 11,7% der Patienten im Verlauf eine operative Revision erfolgen. 82,2% der protektiven Ileostomata konnten nach einer mittleren Zeitspanne von 163,8 Tagen zurückverlagert werden.

Bei Patienten mit endständigem Stoma wurden in 176 von 333 Fällen Komplikationen beobachtet (52,9%). Hier traten Nahtdehiszenzen (15,0%), Hautdefekte (8,1%) und Probleme bei der Stomaversorgung (8,4%) am häufigsten auf. 6,7% der Patienten mussten aufgrund von Komplikationen erneut am Stoma operiert werden. Nur bei 27,6% der Patienten wurde die Darmkontinuität nach im Mittel 199,6 Tagen wiederhergestellt.

Schlussfolgerung: Komplikationen von Stomata treten mit einer Gesamthäufigkeit von 43,1% sehr häufig auf. In unserem Patientengut traten diese bei endständigen deutlich häufiger als bei doppelläufigen Stomata auf. Obwohl die meisten Komplikationen gut konservativ zu behandeln waren, wurden 11,7% der doppelläufigen und 6,7% der endständigen Stomata operativ revidiert werden.