Z Gastroenterol 2013; 51 - P2_6
DOI: 10.1055/s-0033-1348977

Atypisch verlaufende Radioembolization Induced Liver Disease (REILD) nach vorheriger cetuximabhaltiger Chemotherapie

W Bohle 1, WG Zoller 1, G Pöpperl 2, G Richter 3, A Bosse 4, L Morawietz 4
  • 1Klink für allgemeine Innere Medizin, Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie
  • 2Klinik für Nuklearmedizin
  • 3Institut für diagnostische und interventionelle Radiologie
  • 4Institut für Pathologie, Katharinenhospital, Klinikum Stuttgart.

Einleitung:

REILD ist als seltene Nebenwirkung nach interner Radiotherapie der Leber (SIRT) beschrieben. Bevorzugt betroffen sind intensiv mit konventioneller Chemotherapie vorbehandelte Patienten sowie solche jüngeren Alters. Erfahrungen, ob eine Vortherapie mit „Biologicals“ wie EGFR- oder VGFR-wirksamen Substanzen Inzidenz und Schwere erhöhen, liegen nicht vor.

Fallbericht:

Bei schon initial hepatisch metastasiertem Kolonkarzinom und für eine Metastasenresektion unzureichendem Ansprechen auf eine Chemotherapie mit 3 Zyklen Fofox VI-Cetuximab erhielt die 34-jährige Patientin 31 Tage nach dem letzten Chemotherapiezyklus eine bilobäre SIRT (1600 Mbq Yttrium 90SirSpheres). Als Akutreaktion traten Schmerzen, Übelkeit und Erbrechen, jedoch keine laborchemischen Auffälligkeiten auf.

Zwei Wochen nach SIRT entwickelte die Patienten allgemeine Abgeschlagenheit, Gewichtszunahme, Belastungsdyspnoe und ausgeprägten Aszites. Laborchemisch geringer Transaminasenanstieg (Bilirubin normwertig) und Trizytopenie. Bildgebend (Sonografie, MRT) Hepatomegalie mit inhomogenem Leberparenchym, unauffälligen Lebergefäßen und Aszites. Minilaparosko-pisch livide geschwollene Leber, histologisch Nachweis einer veno-okklusiven Erkrankung mit ausgeprägter zentrolobulärer Blutstauung und frischen Hepatozytenuntergängen. Unter einer Therapie mit Diuretika, niedermolekularem Heparin, Steroid und Ursodesoxycholsäure deutliche Verbesserung des Allgemeinbefindens und vollständiger Rückgang des Aszites innerhalb von 4 Wochen.

Schlussfolgerung:

Auffallend ist der atypische Verlauf der REILD: frühes Auftreten 2 Wochen nach SIRT, fehlender Bilirubinanstieg, geringe Gesamtdosis der vorgeschalteten Chemotherapie. Bemerkenswert auch die ausgeprägte Hämatotoxizität. Ob die Vortherapie mit Cetuximab diesen Gesamtverlauf begünstigt hat, muss aktuell noch Spekulation bleiben. Notwendig für eine genauere Einschätzung diesbezüglich ist die Erfassung derartiger Verläufe im Rahmen einer überregionalen Datenbank.