Geburtshilfe Frauenheilkd 2013; 73 - P19
DOI: 10.1055/s-0033-1347744

PlGF: Voraussagewert für den Entbindungszeitpunkt bei Präeklampsie

C Daubert 1, C Morfeld 1, R Schild 1
  • 1Henriettenstift Hannover, Geburtshilfe und Gynäkologie, Hannover, Deutschland

Einleitung: Der pro-angiogenetische Faktor PlGF wird hauptsächlich von der Plazenta gebildet und beeinflusst die Ausbildung von plazentaren Blutgefäßen. Eine verringerte Freisetzung von PlGF scheint zu einer Funktionsstörung des Endothels zu führen und damit die Entstehung einer Präeklampsie zu begünstigen. Die Konzentration des PlGFs steigt bis zum Peak in der 32 Schwangerschaftswoche (SSW) kontinuierlich an und fällt dann zum Geburtstermin hin langsam wieder ab.

Bei Frauen mit Präeklampsie werden in der gesamten Schwangerschaft niedrige PlGF-Werte gemessen.

Kollektiv: In einer laufenden prospektiven Studie rekrutierten wir bisher insgesamt 45 schwangere Frauen zwischen 23+0 – 36+0 Schwangerschaftswoche (161 – 252 d) mit der Verdachtsdiagnose Präeklampsie.

Methode: Die PlGF-Konzentration im maternalen EDTA- Plasma wurde mittels eines Alere Triage Kits® gemessen. Dieser Immunoassay verwendet Fluoreszenz -markierte murine monoklonale Antikörper gegen PlGF.

Ziel der Untersuchung war es, die Korrelation zwischen verminderter PlGF-Konzentration bei Präeklampsie darzustellen und die Dauer bis zur Entbindung zu ermitteln.

Ergebnisse:Bei 25 Patientinnen lag eine Präeklampsie vor. In dieser Gruppe zeigten 18 Frauen ein PlGF < 12 pg/ml (72%), bei 7 Frauen lag der PlGF-Wert zwischen 12 – 40 pg/ml (28%). Somit befanden sich alle gemessenen PlGF Werte bei gesicherter Präeklampsie deutlich unterhalb des angegebenen Grenzwertes von 100 pg/ml unabhängig von der Schwangerschaftswoche (23+0 – 36+0 SSW).

In 14 Fällen konnte neben einer Präeklampsie mit einem erniedrigten PlGF< 12 pg/ml (n = 18) auch eine intrauterine Wachstumrestriktion (IUGR) mit einem Geburtsgewicht unterhalb der 10 Perzentile detektiert werden (77%).

Die mediane Schwangerschaftsdauer bis zum Partus bei Präeklampsie und PlGF < 12 pg/ml lag bei 7,5 Tagen (0 – 18 d) (siehe Tabelle 1). In der Gruppe mit einem PlGF-Wert von 12 – 100 pg/ml lag die Dauer bis zur Entbindung im Mittel bei 23 Tagen (0 – 67 d). Auch diese Ergebnisse entsprechen den Daten der Pelikanstudie mit einer mittleren Dauer bis zur Entbindung von 9 Tagen und einem positiven Voraussagewert von 94% für eine Frühgeburtlichkeit für die Hochrisikogruppe mit einem PlGF-Wert < 12 pg/ml und einer mittleren Dauer bis zur Entbindung von 23 Tagen und einem Frühgeburtsrisiko von 60% für die Gruppe mit einem PlGF-Werte 12 – 100 pg/ml (Pelican Studie Chappell LC. et al., 2012).

Die mediane Schwangerschaftsdauer bis zum Partus bei Präeklampsie und PlGF

PlGF (pg/ml) (n = 18) 12 – 100 (n = 7)

Dauer bis zur Entbindung in d 7,5 (0 – 18) 23 (0 – 67)

Diskussion: Die hohe Korrelation von verminderter PlGF Konzentration zu Präeklampsie mit/ohne IUGR und kurzer Dauer bis zur Entbindung räumt dem Biomarker PlGF einen Stellenwert in der Diagnostik ein. Die Messung des PlGF-Wertes hilft das Risiko einer Präeklampsie bei unspezifischen Symptomen besser einschätzen und die Behandlung optimieren zu können.