Geburtshilfe Frauenheilkd 2013; 73 - P16
DOI: 10.1055/s-0033-1347742

Methylprednisolon zur Prolongation einer dichorialen-diamnioten Zwillingsschwangerschaft mit HELLP-Syndrom

NC Tu 1, Y Liebau 1, D Wertaschnigg 1, C Wohlmuth 1, VR Jacobs 1, T Fischer 1
  • 1SALK und Paracelsus Medizinische Universität (PMU), UK Frauenheilkunde & Geburtshilfe, Salzburg, Oesterreich

Hintergrund: Das HELLP-Syndrom ist eine schwere Schwangerschaftskomplikation, welche häufig zu einer Frühgeburtlichkeit (Median 32+0 SSSW) mit einer erhöhten perinatalen Morbidität und Mortalität führt. Seit 10 – 15 Jahren gibt es symptomatische Therapieansätze bei Einlingsschwangerschaften mit Glukokortikosteroiden, mit denen eine HELLP-Schwangerschaft prolongiert werden kann, um die fetale Morbidität, insbesondere in frühen Schwangerschaftswochen, zu senken. Im Folgenden wird über diese erfolgreiche Therapie auch bei HELLP-Syndrom einer Gemini-Schwangerschaft berichtet.

Methodik: Darstellung eines Fallberichts aus einem universitären Perinatalzentrum Level I.

Ergebnisse: Eine 30-jährige IG 0P, stellte sich in der 29+6. SSW mit Oberbauchschmerzen bei dichorialer-diamnioter Geminigravidität zur stationären Aufnahme vor. Der Schwangerschaftsverlauf war bis dahin unauffällig. Laborchemisch manifestierte sich in der 30+6. SSW ein HELLP-Syndrom (Thrombozytopenie bis 69 G/L, Transaminasenerhöhung GOT 104, GPT 144). Zu diesem Zeitpunkt wurde eine Therapie mit Methylprednisolon (Urbason®) 32 mg i.v./d begonnen. Darunter war die Patientin unter täglichen Laborkontrollen hinsichtlich der Thrombozytopenie und der Transaminasenerhöhung stabil und klinisch beschwerdefrei. Die Schwangerschaft wurde durch regelmässige Feto-Biometrie und Doppleruntersuchungen überwacht. In der 33+6. SSW, dem 21. Tag der Steroidtherapie (leitliniengerecht ab 34+0 SSW), wurde die Indikation zur Schwangerschaftsbeendigung per Sectio gestellt. Postpartal war der Verlauf unter Fortsetzung der Therapie für weitere 3 d unauffällig.

Zusammenfassung: Dies ist der erste Fall einer Geminigravidität mit HELLP-Syndrom nach Therapieumstellung an der Universitätsklink Salzburg, die durch die tägliche Gabe von Methylprednisolon um drei Schwangerschaftswochen prolongiert werden konnte. In diesem Fall konnte die bisher nur bei Einlingsschwangerschaften erprobte Therapie auch bei einer Geminischwangerschaft erfolgreich eingesetzt werden.