Geburtshilfe Frauenheilkd 2013; 73 - V23
DOI: 10.1055/s-0033-1347724

DNA Methylierung: Ursache oder Folge fötaler Wachstumsretardierung?

T Plösch 1, M Leeuwerke 1, S Eilander 1, M Pruis 1, A Lendvai 1, J Eijsink 1, J Erwich 1
  • 1University Medical Center Groningen, Groningen, Niederlande

Einleitung: Epigenetische Modifikationen regulieren die Genexpression und damit die Physiologie/Diversität der Zelle. Diverse retrospektive Studien haben gezeigt, dass sich die DNA Methylierung verschiedener Gene in der Placenta wachstumsretardierter Föten (IUGR) signifikant von gesunden Kontrollen unterscheidet. Es ist nicht bekannt, ob diese Veränderungen im DNA-Methylierungsmuster eine Folge der Wachstumsretardierung sind oder eine der Ursachen für diese Erkrankung. Ziel unserer Studie war es, die DNA Methylierung bereits bekannter IUGR-Gene vor dem Auftreten einer Wachstumsretardierung zu charakterisieren.

Material/Methode: In der 11. bis 13. Schwangerschaftswoche wurde eine Biopsie des villösen Zottenbaumes durchgeführt. Indikation war eine chromosomale Abweichung bei einem früheren Kind oder das Alter der Mutter. Von 35 wachstumsretardierten Föten und 70 Kontrollen der gleichen Schwangerschaftsdauer wurde aus Zottenmaterial DNA isoliert. Die DNA Methylierung ausgesuchter Gene wurde nach Bisulfitinkubation mit einem QIAGEN Pyromark 24 Sequencer charakterisiert. Als Maß für generelle DNA Methylierung wurden LINE1 Elemente analysiert, die in hoher Kopienzahl im Genom vorliegen.

Ergebnisse: Die durchschnittliche DNA Methylierung der LINE1 Elemente unterschied sich nicht signifikant, mit 47,5 +/-3,8% in IUGR- und 48,6 +/-3,2% in AGA-Plazenten (P = 0,139). Auch die DNA Methylierung der anderen untersuchten Gene (IGF2/H19, SERPINA3, HERVWE1, WNT2 und PPARG) wies keine signifikanten Unterschiede zwischen IUGR und Kontrollen auf.

Diskussion: Für die hier untersuchten Gene konnte kein Zusammenhang zwischen dem DNA-Methylierungsmuster in villösem Zottenbaummaterial der 11. bis 13. Schwangerschaftswoche und späterer Wachstumsretardierung nachgewiesen werden. Unsere Daten deuten darauf hin, dass die in der Literatur beschriebenen Unterschiede in der Placenta eine Konsequenz der Wachstumsretardierung und keine Ursache sind, bzw. das Methylierungsmuster sich erst im Verlauf der IUGR ändern. In Folgestudien werden wir weitere relevante und hoffentlich ursächliche Gene charakterisieren.