Geburtshilfe Frauenheilkd 2013; 73 - V14
DOI: 10.1055/s-0033-1347715

Proliferation, Invasion und Aktivierung des cAMP Response Element Binding Proteins (CREB) durch den A2B-Adenosinrezeptor in humanen Trophoblasten

N Darashchonak 1, B Koepsell 1, P Hillemanns 1, F von Versen-Höynck 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Hannover, Deutschland

Frage: Eine gestörte Trophoblastenproliferation und – invasion in die maternalen Spiralarterien mit plazentarer Dysfunktion und Hypoxie spielen in der Pathophysiologie der Präeklampsie (PE) eine Rolle. Unter hypoxischen Bedingungen wird die Adenosinfreisetzung stimuliert. Frauen mit Präeklampsie zeigen erhöhte Serumkonzentrationen von Adenosin und eine erhöhte Expression von Adenosinrezeptoren in der Plazenta. Unter der Hypothese, dass Adenosin eine Rolle in der plazentaren Entwicklung spielt, wurde das Proliferations- und Invasionsverhalten von Trophoblasten nach Stimulation und Hemmung des Adenosinrezeptors A2B sowie die Aktivierung der cAMP/CREB Signalkaskade untersucht.

Methoden: Humane HTR8/SVneo Trophoblastenzellen wurden in 24-Well Zellkulturplatten ausgesät und mit dem A2B-Rezeptoragonisten (NECA, 10µM) oder -antagonisten (MRS, 1µM) behandelt und bei 2% O2, 8% O2 und Standardkulturbedingungen (21% O2) inkubiert. Nach 48h Inkubation wurden die Zellen mithilfe einer Neubauer-Zählkammer mit 1:2 Trypanblau Verdünnung gezählt. Die Invasion von Trophoblasten wurde in einem Ko-Kultur-Assay mit humanen uterinen mikrovaskulären Endothelzellen untersucht. Die Konzentration von zyklischem Adenosinmonophosphat (cAMP) in Trophoblastenzellen wurde mit einem Enzymimmunoassay (Amersham Biosciences) und die CREB- Phosphorylierung nach Aktivierung oder Hemmung des Adenosinrezeptors A2Bdurch Western-Blot bestimmt. Die statistische Analyse erfolgte mittels Wilcoxon-Vorzeichentest (Kontrolle = 1) oder Mann-Whitney Test. Ein p-Wert

Ergebnisse: Die Aktivierung des A2B-Rezeptors führt zu einem deutlichen Anstieg der cAMP-Konzentration bei 2% O2 (10,82-fach; p = 0,004) und bei 21% O2 (11,02-fach; p = 0,03) im Vergleich zu den unbehandelten Kontrollen (N = 4 – 6). Die Aktivierung des A2B-Adenosinrezeptors bei 2% O2 (1,23-fach; p = 0,016); 8% O2 (1,14-fach; p = 0,031) und 21% O2 (1,17-fach; p = 0,031) steigerte die Proliferation von Trophoblasten nach 48h (N = 6 – 8). Die Invasion von Trophoblasten verminderte sich durch Hemmung des A2B-Rezeptors bei 2% O2 (0,65-fach; p = 0,001), 8% O2 (0,84-fach; p = 0,003) und 21% O2 (0,67-fach; p = 0,01). Die Phosphorylierung von CREB wurde durch die Stimulation des A2B-Adenosinrezeptors bei 2% O2 (1,65-fach; p = 0,03), 8% O2 (1,47-fach; p = 0,03) und 21% O2 (1,51-fach; p = 0,03) erhöht (N = 6).

Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse deuten auf eine regulatorische Rolle des Adenosinrezeptors A2B für plazentare Entwicklungsvorgängen hin. Die sauerstoffunabhängige Steigerung der Trophoblastenproliferation und -invasion mit Aktivierung des cAMP/CREB Signalweges stellt möglicherweise einen adaptiven Vorgang bei suboptimalen Bedingungen dar.