Geburtshilfe Frauenheilkd 2013; 73 - V11
DOI: 10.1055/s-0033-1347712

Nikotinanaloga – ein neues Therapiemodell der Präeklampsie

MJ Severin 1, V Briese 2, B Gerber 2, DU Richter 1
  • 1Universitätsfrauenklinik im Klinikum Südstadt, Forschungslabor, Rostock, Deutschland
  • 2Universitätsfrauenklinik im Klinikum Südstadt, Rostock, Deutschland

Einleitung: Noch immer gilt die Präeklampsie als schwere Schwangerschaftskomplikation zu der eine wirksame Therapie oder gar Prävention fehlt. In retrospektiven Studien konnte gezeigt werden, dass das Rauchen in der Schwangerschaft das Risiko an Präeklampsie zu erkranken signifikant reduziert. In dieser Arbeit wird untersucht, ob die Möglichkeit besteht, eine trophoblastäre sFlt-1 Synthese durch Nikotinanaloga (NA) zu vermindern? Wobei sFlt-1 als Marker der Präeklampsie gilt. Entsprechende Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung können den Weg zur Prävention der Präeklampsie ebnen.

Material/Methode: Isoliert wurden Trophoblastzellen (Marker – Verifizierung mit CK7) aus acht Termplazenten (primäre Zellkultur): 1 Mio. Zellen pro Wellplatte, Zugabe von Nikotin, Cytisin (NA des Goldregens), Lobelinsulfat (NA der Lobelia inflata), ASS, Heparin und Dexamethason. Vitalitätstestung nach 24h mittels MTT (Mitochondrienaktivität) und LDH (Zellvitalität). Beurteilung der Funktionalität durch Messung von Östradiol- und Glucosekonzentrationen nach 72h. Ebenfalls nach 72h erfolgt dann die Ermittlung der sFlt-1 Konzentration mithilfe eines Immunoassays (electrochemiluminescence immunoassay „ECLIA“) im Medium.

Ergebnisse: Einen reproduzierbaren Abfall der sFlt-1 Konzentration, bei erhaltener Zellvitalität und Plazentafunktion erzeugte Lobelinsulfat in Konzentrationen von 10 µg/ml. Bei den Versuchen mit Nikotin konnte in Dosierungen von 0,3 µg, 3 µg und 30 µg die Östradiolproduktion erhalten werden, jedoch führte dies nicht immer zu einem Abfall der sFlt-1 Konzentration. Heparin erzeugte in 4 von 6 Fällen eine Reduktion der sFlt-1 Konzentration und in 5/6 der Versuche eine Erhöhung der Östrogenproduktion. LDH und MTT zeigten hierbei eine gute Vitalität. Cytisin hatte bei Zugabe von 10 µg keinen Einfluss auf die sFlt-1 Höhe in der Probe, erst bei 50 µg sank die sFlt-1 Konzentration.

Diskussion: Eine signifikante Reduktion der sFlt-1 Synthese erfolgte reproduzierbar durch Lobelinsulfat und in Versuchen mit höheren Nikotinkonzentrationen (ab 160 µg).

Da sich Nikotinapplikationen in der Schwangerschaft verbieten, sind weiterführende Untersuchungen mit Lobelinsulfat notwendig. Eine humane Anwendung erfolgte bisher nur marginal.

Cytisin zeigte erst bei einer fünffach höheren Konzentrierung eine ähnliche Wirkung wie Lobelinsulfat. Es erscheint so weniger attraktiv für weitere Versuche, da unerwünschte Nebenwirkungen mit der Dosis zunehmen.