Geburtshilfe Frauenheilkd 2013; 73 - V08
DOI: 10.1055/s-0033-1347709

Selektive Intrauterine Wachstumsretardierung (IUGR) bei Dichorialen Zwillingsschwangerschaften – Diagnose und klinisches Management

A Dückelmann 1, KD Kalache 2
  • 1Charité Universitätsklinikum Berlin, Berlin, Deutschland
  • 2Charité, Geburtsmedizin, Berlin, Deutschland

Vorstellung einer Fallreihe von selektiver intrauteriner Wachstumsretardierung bei dichorialer Geminigravidität, bei der es bei ungleicher Verteilung der Plazentamasse zu einer Wachstumsrestriktion bei einem der Zwillinge kommt, mit der Fragestellung, inwieweit sich die selektive IUGR von der non-selektiven IUGR unterscheidet. Gibt es das „richtige“ Management?

In den letzten 3 Jahren wurden am Pränatalzentrum eines Universitätsklinikums 7 Fälle der seltenen selektiven intrauterinen Wachstumsretardierung bei dichorialen Zwillingsschwangerschaften sonographisch im 2. Trimenon diagnostiziert. Es erfolgten eine ausführliche Aufklärung der Eltern über den Befund, die Prognose und mögliche Therapieoptionen sowie intensive sonographische Kontrollen. Das peri- und postnatale Outcome werden präsentiert.

Alle Fälle wurden vor der 28. SSW diagnostiziert mit einer Gewichtsdiskordanz von > 20%, auffälliger Plazentamorphologie und hochpathologischen fetalen Dopplern im Verlauf. In allen Fällen war auch der Widerstand in den Uterusarterien erhöht. In nur 1 Fall kam es zur symptomatischen Präeklampsie, weswegen eine Sectio in 30+6 SSW durchgeführt wurde. 5/7 Eltern entschieden sich für den vollen Einsatz für beide Kinder, und es erfolgte eine primäre Sectio zwischen der 28. und 34. SSW. Ein Kind ist am 21. Lebenstag an einem septischen Schock verstorben. In den anderen beiden Fällen kam es zu einem intrauterinen Fruchttod (IUFT) in der 30+5 und 31+5 SSW.

Die Mehrheit der Eltern wünscht den vollen Einsatz für beide Kinder bei diagnostizierter selektiver intrauteriner Wachstumsretardierung in der Zwillingsschwangerschaft. Eine Lungenreifeinduktion bei einem laut Literatur ab der 30. SSW steigenden Risiko eines IUFT erscheint sinnvoll. Eine interdisziplinäre, mehrfache Aufklärung der Eltern über das hohe prä- und postnatale Mortalitätsrisiko des betroffenen Feten ist notwendig. Trotz auffälliger Plazentamorphologie und pathologischen uteroplazentaren Dopplern ist die Prävalenz der Präeklampsie gering.