Geburtshilfe Frauenheilkd 2013; 73 - V04
DOI: 10.1055/s-0033-1347705

Prädiktion schwangerschaftsassoziierter Erkrankungen durch sFlt-1 und PlGF in einem Risikokollektiv

S Ullmann 1, J Stubert 1, M Bolz 1, T Külz 1, D Grabow 1, DU Richter 1, V Briese 1, B Gerber 1, T Reimer 1
  • 1Universitätsfrauenklinik und Poliklinik am Klinikum Südstadt Rostock, Rostock, Deutschland

Einleitung: Der Schweregrad einer Präeklampsie (PE) korreliert mit dem Anstieg des Quotienten aus sFlt-1 und PlGF im maternalen Serum. Diese Veränderungen gehen der klinischen Manifestation der Erkrankung um einige Wochen voraus. Inwieweit bereits im zweiten Trimenon eine Prädiktion für das Auftreten einer PE möglich ist, soll im Rahmen dieser Studie geprüft werden.

Material/Methode: Zwischenauswertung einer prospektiven longitudinalen Kohortenstudie der UFK Rostock, durchgeführt an Patientinnen zwischen 19 bis 24 SSW. Einschlusskriterien waren: bilaterale pathologische Dopplerflussmessungen der Aa. uterinae mit postsystolischer Inzisur und/oder Widerstandserhöhung > 95. Perzentile. Bestimmung der maternalen Serumkonzentration von sFlt-1 und PlGF unter Verwendung eines vollautomatisierten Analysesystems (Elecsys®, Roche).

Ergebnisse: Von 45 ausgewerteten Patientinnen entwickelten 13 im Schwangerschaftsverlauf eine PE (28,9%). Diese Fälle zeigten eine signifikant höhere sFlt-1/PlGF-Ratio zwischen 19 und 24 SSW, somit noch vor klinischer Manifestation der Erkrankung (Abb. 1). In neun von zwölf Fällen lag die Ratio > 95. Perzentile. Von drei falsch positiven Fällen, wiesen zwei eine IUGR auf (FPR 11,1%). Allerdings zeigte sich weder in der Gruppe mit isolierter IUGR, noch bei den Fällen mit alleiniger Hypertonie eine signifikante Differenz der sFlt-1/PlGF-Ratio im Vergleich zu den im weiteren Verlauf unauffälligen Kontrollen. Von drei falsch negativen Fällen lag in einem Fall eine late onset PE vor. Der PPV für das Auftreten einer PE betrug 75,0% (Sensitivität 75,0%, Spezifität 88,9%,). In der ROC-Analyse resultiert eine AUC von 0,79 (Abb. 2).

Diskussion: Einer early onset PE geht mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits im zweiten Trimenon eine Erhöhung der sFlt-1/PlGF-Ratio voraus. Hierin bestätigen unsere Daten die Ergebnisse anderer Studien. Eine Bestimmung dieses Parameters ist durch die Verfügbarkeit eines vollautomatisierten Analysesystems leicht durchführbar. Aufgrund der niedrigen Prävalenz einer schweren PE empfiehlt es sich, die Messung auf ein Risikokollektiv zu beschränken. Mithilfe der Dopplersonografie steht eine preiswerte und einfach zu erlernende Methode zur Verfügung.

Abb. 1: sFlt-1/PIGF Ratio zwischen 19. – 24. SSW

Abb. 2: ROC-Analyse der sFlt-1/PIGF Ratio (Messungen zwischen 19. – 24. SSW)