Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2013; 10 - A135
DOI: 10.1055/s-0033-1347670

Auswirkungen des Mammaprothesenskandal 2011 – eine explorative, deskriptive Monozenterstudie

S Schott 1, T Bruckner 2, M Golatta 1, L Küffner 1, F Schütz 1, M Blumenstein 1, C Mayer 1, C Paringer 1, M Wallwiener 1, C Sohn 1, J Heil 1
  • 1Universitätsfrauenklinik Heidelberg, Heidelberg, Deutschland
  • 2Universität Heidelberg, Institut für Biometrie und Informatik, Heidelberg, Deutschland

Hintergrund: Im Rahmen des Brustimplantatskandal 2011 waren an der Universitätsfrauenklinik Heidelberg bedauerlicherweise auch Implantate zum Einsatz gekommen, die vormals als hochwertig erachtetet wurden und sich im Verlauf als Produkte der Firma PIP herausstellten. Methode: Neben der systematischen Identifikation und Beratung von Patientinnen mit betroffenen Mammaimplantaten erfolgte eine Kohortendiskription mit einem Follow-up bis zu 10 Jahren hinsichtlich der funktionellen, rekonstruktiven Langzeitfolgen, Begleiterkrankungen sowie Implantatbeschaffenheit. Mittels Fragebogenevaluation wurde im wissenschaftliches Begleitprogramm die allgemeine (EORTCQLQ30), brustkrebsspezifische (QLQBR23) Lebensqualität, die durch den Skandal empfundene und habituellen Angst, Besorgnis (STAIgX1, X2, PSWQPW), sowie die Zufriedenheit der Brustrekonstruktion (Breast Qtm) eruiert. Ergebnisse: 333 Prothesen waren bei 188 Patientinnen im Durchschnittsalter von 56 Jahren (29 – 80) implantiert worden (57% nach Mammakarzinom, 15% bei Fehlbildung 24% zur Augmentation). 44 Prothesen waren vor 2011 explantiert. 115 Patientinnen suchten die gesonderte Beratungssprechstunde auf, 106 Prothesen wurden danach explantiert, > 70% wünschten eine erneutes Implantat. Eine Kapselfibrose wurde bei > 60% der Ratsuchenden detektiert. 12 Patientinnen, altersunabhängig, gaben seit Implantation aufgetretene Beschwerden an. Diese korrelierten mit der Indikation, der intraoperativen Prothesenbeschaffenheit schwach, nicht aber mit Alter (Patient, Prothese), Kapselfibrose-Grad, BH Größe. Frauen mit unzureichendem rekonstruktiven Ergebnis gaben vermehrt Beschwerden an. Die Lebensqualität wies vor vs. nach Prothesenexplantation signifikante Unterschiede auf. Die situative Angst war bei Frauen mit sofortigem Explantationswunsch höher als bei Frauen, die zunächst nur die Beratungssprechstunde wahrnahmen. Ausblick: Die Mehrheit der betroffenen Patientinnen folgten den nationalen Empfehlungen. Sie haben sich beraten und größtenteils ein Implantatwechsel durchführen lassen. Das allgemeine Vertrauen in Implantate scheint nicht relevant erschüttert worden zu sein.