Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2013; 10 - A5
DOI: 10.1055/s-0033-1347540

Leitlinienkonformer Einsatz von uPA/PAI-1 und Ki-67 beim primären Mammakarzinom zum möglichen Verzicht auf adjuvante Chemotherapie bei Niedrigrisikopatientinnen: Beobachtetes rezidivfreies Überleben im Vergleich zur Vorhersage mittels Adjuvant Online!

R Armbrust 1, D Augustin 2, R Kates 1, R Würstlein 1, T Kolben 1, N Harbeck 1
  • 1Klinikum der Universität München, Brustzentrum, München, Deutschland
  • 2Klinikum Deggendorf, Brustzentrum, Deggendorf, Deutschland

Zielsetzung:

Ziel war die Erfassung des tatsächlichen Krankheitsverlaufs unter leitlinienkonformer Verwendung von prospektiven Messungen von uPA/PAI-1 und Ki-67 in einem Niedrigrisiko-Kollektiv, in der Mehrheit der Fälle ohne adjuvanter Chemotherapie. Aus klinischer Perspektive ist der Nutzen der Chemotherapie der Morbiditätssenkung gegenüberzustellen.

Material und Methodik:

Im Brustzentrum des Klinikums Deggendorf wurden retrospektiv klinisch-pathologische Daten, uPA/PAI-1, und Nachbeobachtungsdaten von 628 konsekutiven primären Brustkrebspatientinnen erhoben. Entscheidungen zur adjuvanten Therapie, wurden unter Verwendung von prospektiven Messungen von uPA/PAI-1 und Ki-67 gefällt. Unter Einbeziehung verschiedener Parameter (Nodalstatus, Grading, ER, Tumorgröße, Alter) und in Abhängigkeit vom angenommenen Therapiekonzept – jedoch ungeachtet von uPA/PAI-1 – ließ sich mithilfe von Adjuvant Online! eine historisch basierte Schätzung des Krankheitsverlaufs hinsichtlich des rezidivfreien bzw. des Gesamtüberlebens für jede einzelne Patientin modellieren. Zur Schätzung des Nutzens der adjuvanten Chemotherapie wurde ein Vergleich zwischen dem erwarteten und dem tatsächlichen rezidivfreien Überleben in der klinisch relevanten Untergruppe durchgeführt: M0/N0/ER+/HER2-/G2/Tumorgröße< 30 mm.

Ergebnisse:

Unter Verwendung von uPA/PAI-1 bzw. Ki-67 erhielten weniger als ein Drittel der Patientinnen eine adjuvante Chemotherapie. Dennoch betrug das 5-Jahres-rezidivfreie Überleben in dieser Gruppe rund 95%. Der Vergleich mit der historischen Erwartung wird Aufschluss darüber liefern, ob bei dieser Rate eine quantifizierbare Unterlegenheit gegenüber einer, aus klinisch-pathologischer Perspektive vergleichbaren Patientengruppe mit adjuvanter Chemotherapie überhaupt existiert.

Zusammenfassung:

Ein möglicher, jedoch geringer „Restnutzen“ der Chemotherapie wäre der Morbiditätssenkung gegenüberzustellen, die durch Verzicht auf Chemotherapie in mehr als 2/3 der Patientinnen erfolgt.