Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2013; 10 - A2
DOI: 10.1055/s-0033-1347537

Palliative Chirurgie bei Mammakarzinompatientinnen mit Fernmetastasen

E Amann 1, 2, DJ Huang 3, WP Weber 4, M Vetter 5, TH Hess 1, 2, U Güth 1, 2, 3
  • 1Kantonsspital Winterthur, Klinik für Gynäkologie
  • 2Kantonsspital Winterthur, „Brustzentrum SenoSuisse“, Winterthur, Schweiz
  • 3Universitätsspital Basel, Frauenklinik, Abt. für Gynäkologie und Gyn. Onkologie
  • 4Universitätsspital Basel, Klinik für Allgemeinchirurgie, Basel, Schweiz
  • 5Universitätsspital Basel, Klinik für Onkologie, Basel, Schweiz

Zielsetzung: Bei über 30% aller Mammakarzinompatientinnen werden bei Erstdiagnose oder im weiteren Verlauf der Erkrankung Fernmetastasen diagnostiziert. Die Studie untersucht Häufigkeit und Indikationen von mammakarzinombedingten operativen Eingriffen in der palliativen Situation.

Material & Methoden: Ausgehend von der Gesamtkohorte aller Patientinnen, die zwischen 1990 und 2009 an der Basler Universitäts-Frauenklinik mit invasiven Karzinomen behandelt wurden (n = 1459), wurden die Patientinnen evaluiert, bei denen bis zum Jahr 2011 Fernmetastasen diagnostiziert worden waren (n = 369). Für die Auswertung wurden ausschließlich die Fälle der 340 Patientinnen herangezogen, die an ihrer Erkrankung verstorben sind (d.h. noch laufende Therapien wurden nicht berücksichtigt).

Ergebnisse: Insgesamt wurden bei 100 Patientinnen (29,4% aller Patientinnen mit Fernmetastasen) 127 operative Eingriffe durchgeführt. Am häufigsten wurden Operationen im lokoregionären Gebiet (Brust/regionäre Lymphabflusswege) durchgeführt (n = 60, 47,2%). Bei 43 Patientinnen (33,9%) wurde der Primärtumor im Rahmen der Erstdiagnose (Stadium IV) entfernt; 16 Eingriffe (12,6%) wurden bei lokoregionärem Rezidiv durchgeführt. Bei 37 Patientinnen waren 50 operative Eingriffe (39,4%) zur Stabilisierung von Knochenmetastasen notwendig. Operationen an den weiteren „klassischen“ Metastasenlokalisationen des Mammakarzinoms wurden selten durchgeführt (Lunge: 0,8%; Leber: 0,8%, Gehirn: 3,1%. Wenn man die Eingriffe am Primärtumor bei Erstdiagnose nicht berücksichtigt, wurden bei 84 Eingriffen 34 Operationen (40,4%) im ersten Drittel der Gesamtzeit des Überlebens in der metastatischen Situation vorgenommen. Das Überleben nach dem Eingriff betrug im median 16 Monate (range: 0,5 – 89 Monate).

Zusammenfassung: In nahezu einem Drittel der Fälle mit metastasiertem Mammakarzinom sind in der palliativen Situation operative krankheitsassoziierte Eingriffe notwendig. In einer inkurablen Situation müssen Indikationen sorgfältig gestellt und der Umfang der Operation der individuellen Krankheitssituation angepasst sein.