Rofo 2013; 185 - VO212_8
DOI: 10.1055/s-0033-1346336

Ist die Thoraxaufnahme in Exspiration für die Diagnostik des Pneumothorax noch „Gold Standard“?

O Natho 1, L Thomsen 1, U Feigen 1, D Kivelitz 1, M Wösle 2
  • 1Asklepios Klinik St. Georg, Albers-Schönberg Insitut für Strahlendiagnostik – Radiologie, Hamburg
  • 2Ubbo-Emmius-Klinik Aurich, Abteilung für Radioonkologie und Strahlentherapie Interdisziplinäre Arbeitsgruppe für Laserchirurgie, Aurich

Ziele: In der konventionellen Röntgendiagnostik gelten Thoraxaufnahmen in Exspiration bei Verdacht auf Pneumothorax (PNTH) als „Gold Standard“. Der PNTH soll in Exspiration pathophysiologisch begründet besser erkennbar und breiter abgebildet sein. Dieser Standard soll in unserer Studie überprüft werden. Methode: Retrospektiv wurden 131 Patienten mit PNTH und mit Röntgenaufnahmen des Thorax p.a. sowohl in Exspiration als auch in Inspiration in die Studie eingeschlossen. Es fanden sich 139 Pneumothoraces (8 Patienten mit PNTH beiderseitig). Erkennbarkeit und Breite des PNTH wurden in beiden Atemlagen apikal, lateral und basal geblindet im PACS (Fa. Sectra) an einer Befundworkstation analysiert (Erkennbarkeit des Pneumothorax, Breite in mm, Nebenbefunde). Ergebnis: Bei 138 von 139 Fällen wurde der PNTH in Inspiration (Sensitivität 0,99) und bei 135 von 139 PNTH in Exspiration (Sensitivität 0,97) nachgewiesen. Die Breite des PNTH zeigte sich auf Exspirationsaufnahmen im Durchschnitt apikal und lateral größer als in Inspiration (apikal um 2,4 mm und lateral um 0,86 mm). Basale Pneumothoraces zeigten im Mittel auf Aufnahmen in Inspiration eine um 1,39 mm größere Breite. Die schärfere Abgrenzbarkeit pleuraler Strukturen führte in 21 Fällen subjektiv zu einer optisch besseren Demarkierung des basalen Pneumothoraxspaltes. Eine identische Breite des PNTH fand sich bei 29 Patienten apikal, bei 67 lateral und bei 108 basal. Eine nur geringe Größenzunahme des PNTH in Exspiration gegenüber Inspiration von 1 bis 5 mm fand sich bei 58 von 65 Fällen apikal sowie bei 37 von 43 Patienten lateral. Schlussfolgerung: Die Überlegenheit von Thoraxröntgenaufnahmen in Exspiration für die Detektion des PNTH gegenüber Aufnahmen in Inspiration wird in unserem Patientengut nicht bestätigt. Wird auf einer Thoraxröntgenaufnahme in Inspiration ein PNTH nachgewiesen oder ausgeschlossen, ist keine zusätzliche Aufnahme in Exspiration ohne Änderung der subjektiven oder klinischen Symptomatik erforderlich.

Korrespondierender Autor: Natho O

Asklepios Klinik St. Georg, Albers-Schönberg Insitut für Strahlendiagnostik – Radiologie, Lohmühlenstraße 5, 20099 Hamburg

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