Rofo 2013; 185 - VO106_5
DOI: 10.1055/s-0033-1346250

Interobservervariabilität bei der Befundung von Thoraxaufnahmen von Kindern mit nachgewiesener Tuberkuloseinfektion

LD Berthold 1, JH Weidemann 1, J Hogrefe 2, F Wacker 1, G Hansen 2, N Schwerk 2, F Brinkmann 3
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Hannover
  • 2Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Pädiatrische Pneumologie, Allergologie und Neonatologie, Hannover
  • 3Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Pädiatrische Pneumologie, Allergologie und Neonatologie

Ziele: Bei Kindern mit Tuberkuloseinfektion (Tbc) entscheidet der Befund der Röntgenthoraxaufnahme (Rtx)ob es sich um eine latente Infektion oder eine Lungentuberkulose handelt. Diese Unterscheidung hat erhebliche Konsequenzen und entscheidet über weitere Diagnostik und die Wahl der Therapie. Ziel dieser Untersuchung war es, die Interobservervariabilität bei der Beurteilung der Rtx zu überprüfen. Methode: Es wurden Rtx von 120 Kindern und Jugendlichen mit nachgewiesener Tuberkuloseinfektion untersucht. Dafür wurde in einer Konsensuskonferenz von 3 Kinderradiologen ein Goldstandard erstellt, an dem die Befunde von 9 geblindeten Ärzten (3 pädiatrischen Pneumologen, 3 Radiologen, 3 auswärtige Kinderradiologen) und die Erstbefundung der Aufnahme in den Gesundheitsämtern geprüft wurden. Ergebnis: Das mittlere Alter der Kinder war 8 Jahre (0 – 18 Jahre). Bei 33 (27,5%) Patienten wurde eine aktive Tbc diagnostiziert, bei den übrigen eine latente Tbc angenommen. Gemessen an dem Goldstandard lag die Sensitivität (Sen) der Erstbefundung bei 91% und die Spezifität (Spe) bei 72%. Bei den 3 Pädiatrischen Pneumologen lag die Sen bei 77% und die Spe bei 84%, bei den 3 Radiologen bei 68 bzw. 95%, bei den 3 Kinderradiologen bei 77 bzw. 95%. Schlussfolgerung: Bei Radiologen mit viel Erfahrung bei der Befundung von Kindern stimmen die Ergebnisse am besten mit dem Goldstandard überein. Die Spe bei der Beurteilung der Aufnahmen ist bei den Radiologen höher als bei den nicht-Radiologen (wenig falsch positive Befunde). Hier handelte es sich überwiegend um Fehlinterpretationen normaler anatomischer Strukturen (z.B. Hilusgefäße wurden als Lymphknoten gedeutet).Fazit: Die Beurteilung von Rtx bei Kindern mit Tbc sollte durch erfahrene Kinderradiologen erfolgen, da hier die größte Wahrscheinlichkeit einer korrekten Diagnose gegeben ist und den Kindern eine unnötige invasive Diagnostik und eine Therapie erspart bleibt.

Korrespondierender Autor: Berthold LD

Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Carl-Neuberg-Str. 1, 30625 Hannover

E-Mail: Berthold.daniel@mh-hannover.de