Rofo 2013; 185 - WS407_2
DOI: 10.1055/s-0033-1346185

Wie geht man in Skandinavien mit dem Thema Überdiagnosen um?

P Skaane 1
  • 1Ullevaal University Hospital, Department of Radiology, Oslo

Die Mammografie reduziert die Mortalitat des Brustkrebs, aber es gibt unvermeidbare Nachteile des Screenings: Unangenehme Kompression, Strahlendosis, falsch positive Befunde, falsch negative Befunde und die sog. Überdiagnostik. Überdiagnostik wird definiert als Nachweis von asymptomatischen Karzinome die ohne Screening im Leben der Frau nicht in Erscheinung getreten wären. Die Gegner des Screenings in Skandinavien haben in den letzten 10 Jahren mit vielen Publikationen in führenden internationalen Zeitschriften für große Aufmerksamkeit gesorgt. Diese Publikationen haben die Mortalitatsreduktion infrage gestellt und sehr hohe Zahlen für Oberdiagnosen angegeben.

Eine Publikation vom Screening in Dänemark gab eine Überdiagnostik um 4.8% an, eine Studie aus Schweden estimierte eine Überdiagnostik in der Malmö-Studie zu 10%, während eine Übersichtsanalyse vom schwedischen Screening die Überdiagnostik zwischen 21% und 54% estimierte. Die höchsten Raten an Überdiagnostik bis 54% (und sogar noch höher) sind von den norwegischen Gegnern des Screenings publiziert worden.

Keine der bisherigen Veröffentlichungen aus Skandinavien sind als „offiziell“ anzusehen. Eine einheitliche Datenbank zur nationalen Evaluation vergleichbar mit Deutschland liegt zur Zeit nur in Norwegen vor. Die bisherigen norwegischen Publikationen mit Angaben von sehr hohen Überdiagnostikraten basieren auf Datenbanken (aggregierten Daten) und nicht auf individuellen Daten. Die ersten „offiziellen“ Evaluationsberichte des norwegischen Screening werden wahrscheinlich in diesem Jahr vorgelegt.

Die sehr erheblichen Schwankungen der angegebenen Überdiagnostikraten beruhen auf Verwendung von aggregierten statt individuellen Daten, sehr unterschiedlichen (und zum Teil stark kritisierten) Analysen und unterschiedlichen epidemiologischen Methoden.

Lernziele:

Die ersten „negativen“ Publikationen vor einigen Jahren haben nicht allzuviel Aufmerksamkeit in den Medien bekommen. Aber die Publikationen des dänischen Cochrane-Instituts und auch die norwegischen Gegnern des Screenings haben auch in Skandinavien viel Aufmerksamkeit bekommen. Noch ist es zu früh, um zu erkennen,ob diese negativen Berichte in den Medien eine negative Auswirkung auf die Teilnahmerate haben werden.

Korrespondierender Autor: Skaane P

Ullevaal University Hospital, Department of Radiology, Kirkeveien 144, 0407, Oslo

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