Rofo 2013; 185 - RK207_3
DOI: 10.1055/s-0033-1345923

Entzündliche Hirnerkrankungen im Kindesalter

M Warmuth-Metz 1
  • 1Uniklinikum Würzburg, Neuroradiologie, Würzburg

Bei Kindern spielen die TORCH (Toxoplasmose, Röteln, Cytomegalie, Herpes)-Infektionen eine besondere Rolle, da hier nicht so sehr das Agens sondern der Zeitpunkt der Infektion während der Gestation zu spezifischen Veränderungen am Gehirn führt. Diese große Gruppe von transplazentar übertragenen Erkrankungen führt nicht nur zu Defekten oder gliotischen Narben sondern, da frühe intrauterine Entwicklungsstufen betroffen sein können, auch zu Gyrierungs- und Migrationsstörungen. Bei den neonatalen Infektionen dominieren Herpes und die Meningitis mit beta-hämolysierenden Streptokokken und Citrobakter. Diese Meningitiden führen zu recht spezifischen MRT-Befunden.

Die Entwicklung einer zunehmenden Hemisphären-Atrophie nach vorheriger normaler Bildgebung bei komplex partiellen Anfällen mit postiktalen Defiziten ist charakteristisch für eine Rasmussen-Enzephalitis. Ähnlich prognostisch ungünstig ist die subakute sklerosierende Panenzephalitis SSPE, die mit Persönlichkeitsveränderungen einhergeht und als Masern ausgelöste Erkrankung in nicht geimpften Populationen bei Kindern und jungen Erwachsenen auftritt. Nicht mit den klinischen Beschwerden korrelierende Signalveränderungen der weißen Substanz sind charakteristisch.

Bei den immunologisch induzierten Erkrankungen sind ADEM und multiple Sklerose zu nennen, wobei die ADEM eher Kinder und die Multiple Sklerose eher junge Erwachsene betrifft. Die Diffenzialdiagnose kann schwierig sein, da auch die ADEM nicht ganz selten mehrphasig verlaufen kann und MS-Veränderungen bei Kindern nicht immer charakteristisch sind. Der Befall der Ventrikelufer, die Intensität und Verteilung der Entmarkungen und das Fehlen von schwarzen Löchern ist in der DD wichtig.

Lernziele:

  • Besonderheiten kindlicher Infektionen (TORCH) erkennen.

  • Typische Meningitiden erkennen.

  • Seltene Entzündungen Rasmussen/SSPE erkennen.

  • Differenzierende Kriterien von ADEM besonders vs. MS kennen

Korrespondierender Autor: Warmuth-Metz M

Uniklinikum Würzburg, Neuroradiologie, Josef-Schneider-Str.11, 97080 Würzburg

E-Mail: Warmuth-Metz@neuroradiologie.uni-wuerzburg.de