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Normvarianten sind von der üblichen Anatomie abweichende Merkmale ohne eigenen Krankheitswert. Sie können bei Unkenntnis zu Fehlinterpretation als Pathologie mit der Gefahr einer unnötigen Therapie führen. Hierunter fallen Suturen und akzessorische Knochenkanälchen. Zum anderen können Varianten unterschieden werden, bei Übersehen zu einer Gefährdung des Patienten führen. Dies betrifft vaskuläre Normvarianten. Hierzu zählt die aberrante A. carotis interna, die ohne Schutz durch eine knöcherne Deckung durch das Mittelohr läuft. Ursache dieser Variante ist die anlagebedingte segmentale Agenesie des Gefäßes und das partielle Fehlen des vertikalen Anteils des Canalis caroticus. Von ähnlicher Bedeutung ist die partielle Persistenz der A. stapedia. Hierbei entspringt die A. meningea media aus der A. carotis interna im mittleren Anteil der Pars horizontalis des Canalis caroticus und tritt dann von anterior in das Mittelohr ein. Dort verläuft sie über das Promotorium und zwischen den
beiden Schenkeln des Steigbügels hindurch und verlässt das Mittelohr über den Canalis facialis.
Als venöse Normvarianten ist der hochstehende Bulbus venae jugularis häufig anzutreffen. Er kann auf axialen MRT Aufnahmen nach Kontrastmittelgabe als Tumor fehlinterpretiert werden. Grenzt der Bulbus venae jugularis ohne knöcherne Trennung an das Mittelohr, spricht man von einer Dehiszenz. Klinisch fällt die Dehiszenz des Bulbus venae jugularis bei der Otoskopie als hochvaskularisierte Raumforderung im Mittelohr auf.
Bei den Knochenkanälchen sind neben Normvarianten, wie beispielsweise des Canaliculus tympanicus inferior und der Sutura tympanomastoidalis auch die regelhaft vorkommenden, jedoch klinisch unbedeutenderen Kanälchen aufzuführen, wie der Canalis subarcuatus, da diese irrtümlicherweise für Frakturlinien gehalten werden können.
Lernziele:
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Erkennen von Normvarianten
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Unterscheidung von Normvarianten und pathologischen Veränderungen 3. Richtige Einschätzung der Bedeutung von Normvarianten
Korrespondierender Autor: Krombach G
Radiologie, Klinikstrasse 33, 35392 Giessen
E-Mail: gabriele.krombach@uniklinikum-giessen.de