PPH 2013; 19(03): 168-169
DOI: 10.1055/s-0033-1345708
DFPP-Mitteilungen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Deutsche Fachgesellschaft Psychiatrische Pflege

Mitteilungen für die Mitglieder
Ruth C. Ahrens
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Dorothea Sauter
,
Uwe Genge
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
23. Mai 2013 (online)

Pflegefachleute unterstützen seelische Gesundheit

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Ruth C. Ahrens, Präsidentin der Deutschen Fachgesellschaft für Psychiatrische Pflege(Foto: Akademie im Park)

Wenn man die Faktoren betrachtet, welche seelische Gesundheit kennzeichnen, so sind es im Wesentlichen diese drei: die Fähigkeit der Emotionsregulation, internale Attribution sowie die Anwendung flexibler Bewältigungsstile. Diese drei Faktoren tragen dazu bei, dass Menschen in der Lage sind, die Anforderungen, die der Lebensprozess an sie heranträgt, zu bewältigen. Selbst wenn dabei noch Symptome vorhanden sind, würde man bei erfolgreicher Bewältigung der Anforderung und dem Vorhandensein der drei genannten Faktoren von seelischer Gesundheit sprechen.

Pflegefachleute unterstützen Menschen bei der Wiedererlangung oder Ausbildung dieser Faktoren. Sie haben dabei einen einzigartigen, lebensweltlichen Bezug zu ihren Patienten und Klienten und eine hohe Orientierung an deren Wohlbefinden. Darum zeigen sie Patienten zum Beispiel Achtsamkeitsübungen, die im Alltag einfach durchgeführt werden können, um ihnen damit ein Mittel an die Hand zu geben, ihre Emotionen zu regulieren und Impulse sozial verträglich abzuleiten. Sie helfen Patienten zu erkennen, dass sie zwar nicht alle ihre Probleme selbst herbeigeführt haben, sie aber dennoch die Verantwortung für ihre Lebensgestaltung (mit oder ohne Symptome) selbst in die Hand nehmen können. Weiter beraten Pflegefachleute ihre Patienten und üben mit ihnen flexible Problemlösungen ein.

Es stellt sich die Frage, ob und wie Pflegefachleute bei der Erhaltung ihrer eigenen seelischen Gesundheit unterstützt werden.

Angesichts gegenwärtiger politischer Bestrebungen, eine weitere Professionalisierung der Pflege zu verhindern, stellt sich sogar die Frage, welche Strukturen innerhalb der Pflege dazu beitragen, als Berufsgruppe in der Psychiatrie handlungsfähig und damit „gesund“ zu bleiben. Eine Antwort lässt sich finden, wenn man die Faktoren Emotionsregulation, internale Attribution und flexible Bewältigungsstile auch auf diese Frage anwendet.

Zum einen ist es sinnvoll, sachlich zu argumentieren und sich jedweder Polemik zu enthalten, wenn es um die Belange der Pflege geht.

Dann kann Pflege sich besonders dabei engagieren, nicht nur nach Hilfe von außen zu rufen oder politische Veränderungen zu fordern, sondern an diesen selbst mitzuwirken und sie zu gestalten, zum Beispiel in dem sich eine Fachgesellschaft den Anliegen der Psychiatrischen Pflege ausführlich widmet und diese nach außen vertritt.

Zum dritten kann ein inhaltliches und strukturelles Engagement sowohl am Arbeitsort selbst wie auch innerhalb der Fachgesellschaft, zum Beispiel in einer der zahlreichen Arbeitsgruppen helfen, flexibel die sich ändernden Anforderungen vorauszusehen und Lösungen zu planen.

In diesem Heft wird Ihnen die Deutsche Fachgesellschaft für Psychiatrische Pflege (DFPP e.V.) vorgestellt. Wir freuen uns, dass mit Ihrer Mitgliedschaft auch der Erhalt der Psych.Pflege Heute als Fachzeitschrift verbunden ist und wir Ihnen damit alle zwei Monate Neues mitteilen können. Die Gesellschaft hat sich gegründet, weil sich zahlreiche Kolleginnen und Kollegen dafür engagieren möchten, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen oder Einschränkungen und ihre Bezugspersonen die erforderliche Hilfe und Begleitung erhalten, um ihren Lebensalltag selbstbestimmt zu gestalten. Dabei sollen alle Menschen im nicht stigmatisierenden Umfeld integriert sein, Wohlbefinden erfahren und sich in ihren persönlichen Hoffnungen und Zielen unterstützt fühlen. In der Präambel der DFPP wird weiter ausgeführt: Pflegehandeln dient diesen Zielen wie auch der Prävention von psychischen Krankheiten und Krisen.

Wir haben verstanden, dass Gesundheitsförderung einen lebensweltlichen Bezug hat und darum in jedem Umfeld, wo Menschen arbeiten, lernen, ihre Freizeit verbringen und leben, stattfinden kann und soll. Somit verstehen wir auch die Gründung der Fachgesellschaft und deren Arbeit als einen aktiven Beitrag zur Verbesserung von beruflichen Bewältigungsstilen.

Die DFPP lädt Sie, liebe Leserinnen und Leser, herzlich ein, sich über die Arbeit der Fachgesellschaft zu informieren und sich aktiv einzubringen (dazu muss man kein Mitglied sein), zum Beispiel in einer der Arbeitsgruppen oder in einer anderen Funktion. Die DFPP möchte auch den Pflegefachleuten eine Hilfe und Ressource sein, wenn es darum geht, die Psychiatrische Pflege vor Ort so zu gewährleisten, dass alle an der Pflege beteiligten Personen ein höheres Maß an Selbstbestimmung und Wohlbefinden sowie Hoffnung in ihrem Lebensalltag erleben können.

Lassen Sie uns die bisher gelungenen Aspekte der Psychiatrischen Pflege feiern! Und lassen Sie uns die Psychiatrische Pflege gemeinsam unter die Lupe nehmen, um Schritt für Schritt weiter an den Zielen Selbstbestimmung, Wohlbefinden und Hoffnung zu arbeiten.

Ruth C. Ahrens