Pneumologie 2013; 67 - P41
DOI: 10.1055/s-0033-1345079

Ein geschlechtsspezifischer Blick auf das NSCLC

I Wasle 1, M Mian 1, G Pall 1, T Schmid 2, W Oberaigner 3, M Nevinny 4, H Jamnig 5, W Hilbe 1, M Fiegl 1
  • 1Department Innere Medizin V/Hämato/Onkologie; Universitätsklinik Innsbruck
  • 2Department für Visceral.-Transpl. & Thoraxchirurgie, Universitätsklinik Innsbruck
  • 3Institut f. klin. Epidemiologie; Universitätsklinik Innsbruck
  • 4Department Strahlentherapie-Radioonkologie; Universitätklinik Innsbruck
  • 5Abteilung Pneumologie; Landeskrankenhaus Natters

Einleitung: Das nichtkleinzellige Bronchialkarzinom (NSCLC) betrifft in erster Linie Raucher, wobei der Anteil von Frauen an dieser Erkrankung durch deren Rauchverhalten bei uns noch immer zunimmt. Gender Medizin ist einer unserer Forschungsschwerpunkte, sind doch viele geschlechtsspezifische Aspekte bei NSCLC nicht untersucht.

Ergebnisse: Das NSCLC-TYROL-Register (1989 – 2010) vereint 2148 Patienten aus Tirol (1504 Männer [70%]; 644 Frauen [30%]). Frauen leiden signifikant häufiger an Adenokarzinom (58% vs. 42%, P < 0.001), wogegen das Plattenepithelkarzinom bei Männern überwiegt (38% vs. 17%, P < 0.001). Bei Diagnose befanden sich die Mehrzahl im Stadium IIIB/IV (Männer: 57%; Frauen: 61%; P = n.s.). Frauen mit NSCLC sind wesentlich häufiger Nichtraucherinnen (20% vs. 4%; P < 0.001), was auf Gender-spezifische Kofaktoren der NSCLC-Karzinogenese bei Frauen schließen lässt. Von den typischen Symptomen bei Erstdiagnose gab es nur bei Heiserkeit und Hämoptoe geschlechtsspezifische Unterschiede, wobei Männer häufiger betroffen waren (5% vs. 1%, P = 0.002; bzw. 21% vs. 10%, P < 0.001). Dies ist dadurch zu erklären, dass das Plattenepithelkarzinom signifikant häufiger zentral liegt. Bezüglich Komorbidität bei Diagnosestellung ist festzuhalten, dass Männer häufiger betroffen sind von COPD (73% vs. 54%, P < 0.001); kardiovaskulärer Erkrankungen (68% vs. 57%, P < 0.001), sowie renaler Insuffizienz (9% vs. 5%, P = 0.009), Frauen häufiger von anderer Tumorerkrankung (20% vs. 17%; P = 0.048). Am Kongress werden geschlechtsspezifische Betrachtungen zu Operabilität (kein Unterschied), palliativer Systemtherapie (kein Unterschied) sowie Überleben (Frauen länger, sowohl postoperativ als auch ab Palliativtherapie) präsentiert.

Diskussion: Zusammenfassend bestehen beträchtliche geschlechtsspezifische Unterschiede sowohl bezüglich Charakteristika bei Erstdiagnose als auch Überleben. Maßgeschneiderte Therapieansätze könnten in Zukunft für beide Geschlechter von Vorteil sein.